THE PROLETARIAT aus Boston waren immer einen Tacken anders als die anderen Boston-Bands, gerade auch als jene, mit denen sie anno ´83 auf der legendären Compilation „This is Boston not L.A.“ vertreten waren.
Denn während die ganze Welt um sie herum schnellen, furiosen Hardcore spielte, orientierten sich THE PROLETARIAT eher an den Entwicklungen in England, wo Anfang der Achtziger mehr und mehr Punkbands neue Wege zu gehen versuchten und das zu äusserst politischen, radikalen Texten einerseits und eigenwilliger, spröder Musik andererseits, die sich deutlich vom UK-Punk der Siebziger und vom aufkommenden US-Hardcore unterschied - ich denke da ganz allgemein an (so unterschiedliche) Sachen wie CRASS, THATCHER ON ACID, THE FALL und so weiter.
Die Band war aktiv von Anfang bis Mitte der Achtziger (leider wartet das Booklet der jetzt auf Taang! erschienenen Doppel-CD nicht mit weitergehenden Information auf), und trifft meine eben gegebene Beschreibung vor allem auf die frühen Aufnahmen zu, so wandelte sich die Band später zu einer immer noch spröden, aber zunehmend „waviger“ klingenden, aber auch mehr am konventionellen Rocksong orientierten Band.
Ist schwer in Worte zu fassen, dieser Sound, aber es lohnt sich auf jeden Fall, THE PROLETARIAT wiederzuentdecken, sowohl in musikalischer wie in inhaltlicher Hinsicht, sind die Texte doch bis heute aktuell und besser als 99% dessen, was als „politisch“ verkauft wird.
„Voodoo Economics and other American Tragedies“ enthält auf zwei CDs 45 Songs und damit so ziemlich alles, was die Band veröffentlicht hat: unter anderem die „This is Boston...“-Tracks sowie die Alben „Soma holiday“ und „Indifference“ plus vier bislang unveröffentlichte Tracks.
Grosse Klasse - und mit einer History im Booklet (immerhin gibt´s alle Texte) wäre die Sache völlig perfekt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #35 II 1999 und Joachim Hiller