MISFITS

Project 1950 CD

Die MISFITS mit Glenn Danzig waren für mich eine der besten Bands aller Zeiten. Und auch für die neuen MISFITS der Neunziger konnte ich mich begeistern. Die ganzen Besetzungswechsel in der jüngeren Vergangenheit, die Selbsterhebung von Bassist Jerry Only zum Bandhitler, der Rausschmiss seines Bruders Doyle und der Einstieg von Marky Ramone und Ex-BLACK FLAG Dez Cadena haben mir die MISFITS aber immer suspekter erscheinen lassen.

Und jetzt das: ein Coveralbum. Ich bin eh kein großer Freund dieser Unart, populäre Songs in doppelter Geschwindigkeit runterzuschraddeln, was einige Punkbands ja noch immer für ach so innovativ halten.

Die MISFITS, also Jerry Only, hat sich nun in den Kopf gesetzt, ein paar Klassiker aus den Fünfzigern neu zu interpretieren. Vor dem Ergebnis hatte ich wirklich Angst. Angst, dass wunderschöne Songs, mit denen ich regelmäßig meine Ohren für den ganzen Krach, den ich mir sonst so anhöre, entschädige, verunstaltet werden.

Aber: meine Panik war unbegründet. Die MISFITS haben anscheinend genug Respekt vor den ausgesuchten Songs gehabt und sich würdevoll aus der Affäre gezogen. Bobby Darins "Dream Lover", Paul Ankas "Diana", oder "Donna" von Richie Valens klingen im MISFITS-Stil erstaunlich gut.

Auch Jerry Lee Lewis' "Great Balls Of Fire" oder "Runaway", bei dem ich gerade nicht drauf komme, von wem das noch mal war, sind mehr als gelungen, genau wie die restlichen fünf Songs. Okay, stellenweise wurde das Tempo etwas zu sehr angezogen, aber der Einsatz von Saxophon, Klavier und der Stimme von Sixties-Ikone Ronnie Spector bei "This Magic Moment" und "You Belong To Me" macht das wieder mehr als wett.

Auch dass auf die Gitarrenwand verzichtet wurde, die die MISFITS zuletzt so gerne hochzogen, kann ich nur als positiv bewerten: Der Sound ist dem MISFITS-Pathos angemessen, aber nicht bombastisch.

Das Experiment "Project 1950" ist also voll und ganz gelungen. Und dass einige Songs eigentlich aus den Sechzigern stammen, darüber lässt sich ja hinwegsehen. (24:20)