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PRIVATE VENUS

Giorgio Scerbanenco, Paolo Bacilieri

Giorgio Scerbanenco (1911-1969) war einer der bekanntesten italienischen Krimiautoren. Dabei geht sein Schaffen eigentlich weit über das Genre hinaus: Jenseits platter Whodunit-Plots benennt er gesellschaftliche Probleme und spiegelt diese in der Handlung seiner authentisch wirkenden Charaktere ungeschönt wider. So auch in der ab 1966 erschienenen Duca Lamberti-Reihe „Private Venus“, die dank Yves Boissets Verfilmung aus dem Jahr 1970 namens „Cran d’arrêt“ auch international zu seinen bekannteren Werken gehört. Der Schauplatz ist Mailand während des Wirtschaftsbooms der 1960er Jahre. Hauptfigur ist Duca Lamberti, der – wie der Leser nach und nach in diesem ersten Band der Reihe erfährt –, nachdem er einer todkranken alten Frau aktiv Sterbehilfe geleistet hatte, seine Approbation verlor und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Nach seiner Entlassung arbeitet er notgedrungen zunächst als Personenschützer im weitesten Sinne, später dann als Privatdetektiv im Auftrag eines Kommissars der Mailänder Polizei. Warum „Venere privata“ (der italienische Titel) 1969 zunächst ziemlich reißerisch als „Leichte Mädchen sterben schwerer“, 2018 dann als „Das Mädchen aus Mailand“ auf Deutsch erschien, ist mir schleierhaft. Paolo Bacilieri greift für seine Comic-Adaption auf die deutlich passendere englische Übersetzung zurück. In schwarzweißen, Popart-mäßig mit Streifen und Punkten unterlegten und schattierten Bildern gelingt es Paolo Bacilieri, die unterkühlte Atmosphäre des Ausgangsstoffs gekonnt aufzufangen. Seine Zeichnungen sind dabei so dezent und reduziert wie möglich und ausdrucksstark wie nötig. Eine kurzweilige Angelegenheit.