Mit „Prinz Eisenherz“ (Prince Valiant im Original, also eigentlich Prinz Tapfer) schuf Hal Foster 1937 eine nach wie vor faszinierende Comic-Reihe, mit der er quasi das Genre des Abenteuercomics begründete, und die auch nach über 70 Jahren immer noch durch ihren Detailreichtum und Realismus begeistern kann (die Gesamtausgabe ist hierzulande inzwischen im Bocola Verlag erschienen).
1954 brachte dann Twentieth Century-Fox endlich mal ein vernünftiges Drehbuch zustande – Foster war allerdings wenig begeistert, zumal seine Korrekturen weitestgehend ignoriert wurden – und NIAGARA-Regisseur Henry Hathaway machte daraus einen der ersten CinemaScope-Filme.
Prinz Eisenherz ist der Prinz von Thule, der an der Seite seines Vaters, König Aguar, auf der Flucht vor Thronräubern in den Sümpfen Britanniens landet. Damit aus dem Wikinger-Prinzen ein richtiger Ritter werden kann, verschlägt es ihn an den Hof von Camelot, wo er der Knappe von Sir Gawain wird, einem der Ritter von König Arturs legendärer Tafelrunde.
Doch ein anderer Ritter der Tafelrunde hat sich offenbar mit irgendwelchen Wikingern verbündet und will König Artur vom Thron stoßen, muss aber dafür zuerst den Aufenthaltsort von Prinz Eisenherzs Vater herausbekommen.
In Folge gibt es Intrigen, Romanzen und rasante Action galore, also alles, was einen guten Abenteuerfilm ausmacht, der allerdings leider die Fantasy-Elemente von Fosters Vorlage ignorierte, wahrscheinlich aus Budget-Gründen.
Dafür gibt es mit Robert Wagner, James Mason, Sterling Hayden und der wundervollen Janet Leigh aus PSYCHO echte Starpower und einen insgesamt wirklich liebevoll ausgestatteten Film, der auch das CinemaScope-Format sinnvoll für sich nutzen konnte.
Natürlich wirkt vieles daran nach 56 Jahren extrem cheesy, vor allem was den Humor angeht. Und eigentlich ist es auch unverzeihlich, dass Fox Fosters tollen Comic auf Sandalen- beziehungsweise Mantel & Degen-Film-Niveau herunterkochte.
Dennoch ist PRINZ EISENHERZ immer noch ein gut erhaltenes „guilty pleasure“, abhängig natürlich davon, welche nostalgischen Regungen man damit verbindet. Einer der besten Abenteuerfilme aller Zeiten ist PRINZ EISENHERZ sicherlich nicht, dafür ist hier vieles doch zu banal geraten, aber im Gegensatz zu dem, was einem heutiges Mainstreamkino an inhaltlicher Tiefe anbietet, ist das hier immer noch echtes Autorenkino.
Was die technische Seite angeht, wird die DVD von PRINZ EISENHERZ allerdings nicht jeden zufrieden stellen, vor allem wenn man eine hochgerüstete Heimkinoanlage sein eigen nennt. Denn das Bild weist noch einige herbe Defekte und Qualitätsschwankungen auf, was auch bei der US- und UK-DVD der Fall ist.
Man hat definitiv schon besser restaurierte Filme dieses Alters gesehen. Worüber man aber eigentlich gut hinwegsehen kann, wenn man bezüglich seiner Sehgewohnheiten noch nicht völlig durch DVD und Blu-ray versaut ist, wo aber auch nicht alles Gold ist, was glänzt.
Sehr ärgerlich mal wieder der riesige FSK-Flatschen auf dem hübschen Mediabook, und spektakuläre Extras darf man auch nicht erwarten. Ansonsten eine durchaus empfehlenswerte Veröffentlichung eines immer noch sehr unterhaltsamen klassischen Abenteuerfilms.
1997 entstand noch eine weitere Adaption von Fosters Comic, nicht mehr als billige Videothekenware, aber sogar hierzulande auf DVD zu haben. Eigentlich wäre die Zeit ja reif für ein Remake, der Computer würde zumindest die Integration von Fosters Fantasy-Elementen erleichtern.
Und Javier Bardem hatte ja 2007 mit seiner Rolle in NO COUNTRY FOR OLD MEN bewiesen, dass man mit einer ähnlich bescheuerten Frisur wie Wagner in PRINZ EISENHERZ sogar einen Oscar gewinnen kann.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #90 Juni/Juli 2010 und Thomas Kerpen