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INFIDEL

Pomsak Pichetshote, Aaron Campbell

Eigentlich eine geniale Idee: Das Genre des Spukhaus-Horrors mit einer Rassimusthematik verbinden, was aktueller kaum sein könnte. Wieso ist da noch niemand drauf gekommen? „Infidel“ hat aber noch vieles mehr zu bieten. So sind die beiden Hauptprotagonistinnen Frauen mit Migrationshintergrund, die nach ihrer gemeinsamen Kindheit dann trotz unterschiedlicher Einstellungen zur Religion aber weiter befreundet geblieben sind. Da haben wir Aisha, die in einer Patchwork-Familie lebt, mit einer Schwiegermutter, die mehr als nur Vorbehalte dem Islam gegenüber hat. Und dann Medina, die mit ihrer Religion gebrochen, aber immer zu ihrer Freundin gestanden hat. Allein dass es zwei Protagonistinnen gibt, die im Horror Genre nicht schon völlig überstrapaziert worden sind, macht „Infidel“ empfehlenswert. Der wahre Meisterkniff ist jedoch das Monster beziehungsweise das Böse im Haus Aishas. Denn das nährt sich aus dem erstarkenden Rassismus verschiedener Parteien, die hässliche Fratze des Alltagsrassismus wird hier also wortwörtlich wiedergegeben. Somit mag „Infidel“ auf den ersten Blick eine klassische Spukhaus-Horrorgeschichte sein, als Parabel aber ist es so viel mehr. Das Haus wird zur Welt von Menschen mit Migrationshintergrund und die verzerrte Fratze des Bösen, das dort in den dunklen Ecken lauert und durch die kleinsten Ritzen in die Geister der Menschen sickert, ist der Rassismus und der Hass auf alles Fremde. „Infidel“ gelingt es ganz hervorragend, auf subtile Art und Weise zu zeigen, was für ein Horrorhaus die Welt für manche unserer Mitmenschen sein muss und mit welchen Monstern sie alltäglich zu kämpfen haben. Eine absolute Empfehlung, nicht nur für Horror-Fans!