Irgendwann ist einfach mal zuviel des Guten. Das ist ein mir eigentlich zutiefst unsympathischer Spruch, der mir hier aber irgendwann dann trotzdem in den Sinn kam. Woran liegt es? THE POLYPHONIC SPREE sind eine 23-köpfige Band, die den Pop der ausgehenden 60er Jahre in einen gewissen Gigantismus taucht.
Einerseits finden sich hier natürlich verschiedenste Instrumente, die allerdings nicht den Eindruck des Überladenen heraufbeschwören. Gerade die Bläser klingen zwar oftmals geradewegs so, als ob Sgt.
Pepper's Lonely Heart Club Band sie höchstpersönlich eingespielt hätte, aber auch THE FLAMING LIPS schauen aus dem Hintergrund hervor, von den BEACH BOYS ganz zu schweigen. Dazu gesellen sich aber vielstimmige, sehr gigantische, beinahe chorale Refrains, die in ihrer Umsetzung den Vergleich zu Gospel heraufbeschwören.
Hört sich bisher alles klasse an? Ist es auch, wirklich begnadete Songs, abwechslungsreich und optimistisch. Auch wenn dieser beinahe krankhafte Optimismus des ersten Albums etwas gewichen ist, also ein weiterer Pluspunkt und ein Punkt weniger im Nervfaktor.
Doch wenn dann auch im vierten Song wieder diese gigantischen Refrains kommen, die beinahe penetrant gute Stimmung verbreiten, wird es langsam etwas nervig. Zudem stellt sich die Frage, warum die Band das macht.
Sowohl in ruhigeren Songs schaukelt man sich irgendwann wieder zu einem dieser Chorusse auf und auch die Uptempo-Nummer geht plötzlich mit sehr konventionellen Streichereinsätzen wieder in einen Part über, bei dem scheinbar alle Bandmitglieder mal mitmachen dürfen.
Schade, denn wir haben es hier mit wirklich schönen und tiefgehenden Songs zu tun, denen weniger Fokussierung auf mitsingbare Refrains und glatt in den Gehörgang laufende Melodien etwas mehr Abwechslung garantieren würde.
Trotzdem unbedingt mal antesten, denn abseits und trotz dieser Mankos ein wunderbares Album. (57:51) (07/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #73 August/September 2007 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #57 November 2004/Januar/Februar 2005 und Simon Brüggemann
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #110 Oktober/November 2013 und Anke Kalau