PLATTENKISTEN

Jörn Morisse, Felix Gebhard

Vinyl ist derzeit ein Hype-Thema, die Presswerke sind ausgelastet, die Preise für Neuware und Gebrauchtes schnellen in die Höhe, und Menschen, die nichtmal einen Plattenspieler besitzen, sammeln dennoch Schallplatten.

Der Kulturwissenschaftler und Autor Jörn Morrisse hat zusammen mit dem Fotografen Felix Gebhard versucht, dem Mythos Vinyl auf den Grund zu gehen und deshalb Menschen besucht und interviewt, die sich beruflich oder aus Besessenheit (oder aus einer Kombination beider Motive) mit dem Thema Vinyl beschäftigen.

Frank Gossner beispielsweise, der (west)afrikanisches Vinyl sammelt, oder Chris von This Charming Man und Green Hell, der Geschäftsführer des Pallas-Presswerks, Michael Langbein, der bei Nuclear Blast für die Herstellung zuständig ist, Thurston Moore von SONIC YOUTH als Musiker, Labelbetreiber und Sammler, die für Vinyl zuständige Bibliothekarin des Deutschen Musikarchivs in Leipzig, Chris Rautenkranz, Master-Ingenieur, Christof Jessen vom Michelle-Plattenladen in Hamburg.

Die ganze Bandbreite also, sowohl was das „Gewerk“ betrifft wie auch das Genre, und man merkt schnell, dass die als Ich-Monologe umformulierten Interviews eine extreme thematische Bandbreite abdecken, von kulturwissenschaftlichen Aspekten über ethnologische, technische, musikalische bis hin zu politischen.

Man ahnt, dass man eigentlich jederzeit einen Lehrstuhl für Vinylwissenschaft einrichten könnte, an Themen würde es nicht mangeln. Vor- und Nachteil des Buches sind, dass es einerseits sehr breit aufgestellt ist, man es andererseits an vielen Stellen genauer wissen würde, doch dann ist der Text bereits zu Ende.

Dennoch, für Vinylmaniacs eine Wundertüte.