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GEFÄHRLICHER GLAUBE

Pia Lamberty, Katharina Nocun

„Wir machen das ja nur, weil das einfach eine Schule mit tollem pädagogischem Konzept ist.“ „Nimm doch ein paar Kügelchen, mir hilft das immer.“ „Also ich kaufe immer bio, und besonders diese Demeter-Sachen finde ich gut.“ „Also das mit der Schulmedizin und der Pharmaindustrie, nee, ich setzte da auf sanfte Mittel.“ – Solche oder ähnliche Sätze dürfte jede:r von uns schon mal im Familien- und Freundeskreis gehört haben. Aber ob nun Antroposophie, Homoöpathie oder „Alternativmedizin“, all das gehört letztlich in die, so der Untertitel „radikale Gedankenwelt der Esoterik“. Die Psychologin Pia Lamberty (siehe Interview in Ox #146) und die Publizistin Katharina Nocun, die 2020 mit „Fake Facts“ und 2021 mit „True Facts“ wichtige Aufklärungsarbeit in Sachen Verschwörungserzählungen leisteten, beschäftigen sich in ihrem neuen Werk mit dem, das erkennt man schnell, erweiterten Themenkomplex der eben genannten Bücher, mit „gefährlichem Glauben“. Damit meinen sie hier aber nicht den Schwachsinn von Christentum und anderen Religionen, sondern den Glauben daran, dass etwa bis unter die Nachweisgrenze verdünnte Substanzen in Zuckerkügelchen jenseits des Placebo-Effekts eine Wirkung haben könnten, dass bei Mondlicht vergrabene Kuhhörner gut für die Pflanzen sind und dass die Antroposophie mehr sein soll als die Wahnprotokolle eines Rassisten. Wer jetzt Schnappatmung bekommt und mit „Ja, aber ...!“ zur Gegenrede ansetzen will, sollte zunächst dieses bei aller wissenschaftlicher Exaktheit gut lesbare Buch studieren. Hinterher ist klar: Glauben und Wissen sind zwei verschiedene Dinge. Und „Schulmedizin“ ein übler Kampfbegriff der Bekloppten.