Druillets Lone Sloane ist ein Kind seiner Zeit. In den Sechzigern erschaffen und in den frühen 1970ern im größeren Stil veröffentlicht, muten die Bilder dieser beiden Bände wie die Dokumentation eines langen, durchgeknallten LSD-Horrortrips an: Schreiend bunte Farben, soweit das Auge reicht, kombiniert mit Art Nouveau-inspirierten Bildern, dazu eine abgehobene SciFi-Handlung voller düsterer Endzeitstimmung.
Doch der gleiche Zeichenstil und lose inhaltliche Übereinstimmungen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich „Die sechs Reisen des Lone Sloane“ und „Lone Sloane Delirius“ durch ein wesentliches Merkmal deutlich voneinander unterscheiden: Während Druillet für „Die sechs Reisen“ sowohl das Szenario als auch die grafische Umsetzung übernahm, stammt das Szenario zu dem Nachfolger von Jacques Lob („Superdupont“).
Die Frage, ob es tatsächlich daran lag, dass „Delirius“ in sich wesentlich schlüssiger und lesbarer geraten ist oder der Grund dafür eher darin zu suchen ist, dass „Die sechs Reisen“ zunächst als Serie in dem Comicmagazin „Pilot“ veröffentlicht wurde und entsprechend auch in Etappen entstanden ist, lässt sich wohl nicht eindeutig beantworten.
Wahrscheinlich hat beides seinen Teil beigetragen. Auch die Texte der späteren Geschichte sind wesentlich lesbarer ausgefallen als die teilweise wie Lovecraft-Übersetzungen anmutenden, gestelzten Worte des älteren Comics.
Wer sich nur für Druillets Bilder interessiert, muss sich unbedingt beide Bände zulegen. Wer auch Wert auf Lesbarkeit, eine in sich geschlossene Handlung ohne größere Lücken und Unstimmigkeiten legt, ist mit „Lone Sloan Delirius“ definitiv besser beraten.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #125 April/Mai 2016 und Anke Kalau