Eines der großen Mysterien des deutschen Jugendschutzes ist, wieso die damalige ungeschnittene, wenn auch stark abgedunkelte Video-Veröffentlichung von Don Coscarellis Film „Das Böse“ aus dem Jahr 1982, die ein Jahr später indiziert wurde, dann 1991 durch einen Beschlagnahmebeschluss komplett aus dem Verkehr gezogen wurde.
Mitte dieses Jahres wurde die Beschlagnahme nach knapp 30 Jahren wieder aufgehoben, indiziert ist „Das Böse“ ebenfalls nicht mehr und erhielt jetzt eine FSK 16-Freigabe. Die wenigen, recht billig aussehenden Splatterszenen des für gerade mal 300.000 Dollar gedrehten Films können nun wirklich nicht für diese übertriebenen juristischen Maßnahmen verantwortlich gewesen sein.
Vermutlich ist jemand das Thema des Films übel aufgestoßen, denn es geht hier um eine massive Störung der Totenruhe. Im Mittelpunkt steht der Teenager Mike, der bei seinem älteren Bruder Jody lebt, nachdem seine Eltern bei einem Unfall ums Leben kamen, und dort den Umtrieben des örtlichen Leichenbestatters auf die Schliche kommt.
Besagter Tall Man ist offenbar ein außerirdischer Leichendieb, der Tote wiederbelebt, schrumpft und als Sklaven zu einem anderen Planeten transportiert. Trotz der preisgünstigen Umsetzung und der wenig plausiblen Story ist Coscarellis Film immer noch eine höchst originelle Mischung aus fantasiereicher Coming-of-Age-Geschichte und Horrorfilm.
Inzwischen erschien „Das Böse“ in einer schönen Mediabook-Edition mit dem in ausgezeichneter Qualität Film auf DVD und Blu-ray plus reichlich Bonusmaterial. Ebenso wie auch das neun Jahre später von Coscarelli gedrehte, mehr auf vordergründige Effekte setzende und wesentlich aufwendigere Sequel, das in Deutschland ursprünglich nur leicht entschärft veröffentlicht wurde.
Über die drei Fortsetzungen hüllt man aber besser den Mantel des Schweigens.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #135 Dezember/Januar 2017 und Thomas Kerpen