PETER GABRIEL

Up CD

Unter Marketing- und Promo-Aspekten ist diese Veröffentlichung natürlich durch, dennoch ein paar Worte zu der Platte, auf die Gabriel-Fans 10 Jahre warten mussten, denn seitdem hatte der Mann kein „richtiges" Studioalbum mehr gemacht.

Für viele mag Gabriel der Pop-Fuzzi sein, der mit „Sledgehammer" bzw. dem dazugehörigen Album „So" 1986 endgültig zum Superstar wurde, was er in den 70ern bereits als Sänger der Progrock-Pest GENESIS war.

Gerade bis Mitte der 80er bewies Gabriel als Solo-Künstler aber durch seine ersten vier unbetitelten Alben oder seinen Soundtrack für „Birdy", dass er anders als seine GENESIS-Kollegen war, und auch anders, als die zahlreichen Überlebenden der 70er, die verzweifelt versuchten, den alten Status aufrecht zu erhalten.

Gabriel hatte eine weiterreichende Vision, und er war so einer der ersten, der Weltmusik-Einflüsse unpeinlich in seine Songs integrierte und mit Pop und Rock verschmolz, woraus dann Ende der 80er sein eigenes Label Realworld resultierte, dessen erste Veröffentlichung der fantastische Score zu Martin Scorseses „Last Temptation Of Christ" war.

Zehn Jahre sind dennoch eine lange Zeit, vor allem, da das davor entstandene Album „Us" eine mal eher mittelprächtige Angelegenheit war. Und vielleicht ist auch „Up" in kreativer Hinsicht nicht gerade der große Wurf, der „So" oder seine Alben 1-4 waren, aber dennoch ist „Up" ein höchst atmosphärisches, dichtes Album geworden, das sich nicht an irgendwelche Trends anbiedern will, fast so, als hätte Gabriel aus seinem Übersong „Red Rain" von „So" leicht verspätet ein Konzeptalbum gemacht.

Übersieht man mal den hier mitschwingenden Esoterik-Quark, ist „Up" musikalisch eine höchst souveräne Angelegenheit, mit der sich Gabriel weder verkauft hat, noch seine künstlerischen Visionen über Bord geworfen hat, und selbst eine allzu offensichtliche Single wie „The Barry Williams Show" (die es scheinbar immer noch nicht in die Rotation von MTV etc.

geschafft hat), verbindet den Pathos seines Klassikers „Solsbury Hill" geschickt mit den Soul-Einflüssen seiner späteren „Hits". Eine Platte, die man ohne großartige Reue durchaus gerne hört, vielleicht auch nur aus einer grundsätzlichen Faszination für Gabriels Schaffen heraus, oder aufgrund sonstiger nostalgischer Regungen, wer weiß...

8/10