Einmal tief durchatmen. Erst dann setzt Mike Hadreas an und drückt sanft in die Tasten. „Awol marine“, ein trauriges Fragment einer Klavierballade ist einer der schönsten Album-Opener seit langem. „Wafer, shambling / If you want your medicine / Show me / Awol marine / Turn toward the camera / Slowly“, singt er, inspiriert von einem Pornodarsteller, den Geldmangel vor die Kamera trieb, weil er sich ein Medikament für seine Frau nicht leisten konnte.
Es ist diese Unbestimmtheit in Hadreas’ Lyrics, die dennoch Geschichten erzählen, die PERFUME GENIUS’ Songwriting seine Faszination gibt. Es geht um Zweifeln und Verlust. Fast schon seltsam, dass sein zweites Album dennoch eine positivere Platte geworden ist als das Debüt „Learning“.
Denn auch wenn er immer noch die dunklen Seiten des Lebens besingt, ist der hoffnungslose kalte Ton seiner immer noch brüchigen Stimme einem Anzeichen Wärme gewichen. So nimmt „Put Your Back N 2 It“ nicht so sehr mit wie das todtraurige Debüt, vermeidet jedoch auch dessen Fehler, sich zu sehr auf den Reiz seiner LoFi-Soundcollagen zu verlassen und so den Draht zu den Songs zu verlieren.
Vereint man die Stärken beider Werke, ergibt das eine mögliche Platte des Jahres. Mein Tip: Album Nummer drei!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #91 August/September 2010 und Jan-Niklas Jäger
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #101 April/Mai 2012 und Jan-Niklas Jäger