Wie sehr ich das liebe in diesen Zeiten der digitalen Unpersönlichkeit: Ein Umschlag aus Australien, darin eine CD, ausführliches Infomaterial und ein hangdgeschriebener Brief in gestochen akkurater Handschrift von Penny Ikinger persönlich: „I hope you enjoy listening to my latest album“, schreibt sie, und ja, das tue ich. 2000 veröffentlichte die Sängerin, Songwriterin und Gitarristin ihr erstes Demo, 2003 erschien auf dem spanischen Label Bang! Records das Debütalbum „Electra“, 2010 folgte „Penelope“ auf Citadel, 2018 kam „Tokyo“ auf Off The Hip und dann, eine anstrengende Pandemie später (in Melbourne dauerte der Lockdown fast zwei Jahre ...), „Travels And Travails“. Dessen Titel verrät ein bisschen was zur Entstehung der zehn Tracks zwischen 2019 und 2023 (mit einer Ausnahme: ein Live-Song von 2004): Sie entstanden teils auf Reisen (aka Touren), „Travels“, und es sind künstlerische Arbeiten, unter anderem in Frankreich von Jim Diamond aufgenommen – Kunst ist auch Arbeit, „travail“. Ikinger, die gerne und viel tourt und weltweit mit Musiker:innen kollaboriert, bleibt im Grunde der Schule ihrer Heimatstadt Melbourne treu, wenn auch mit ein paar Jahrzehnten Distanz zu deren Pionieren – kein Gendern hier, denn bei BAD SEEDS, CRIME & THE CITY SOLUTION, THESE IMMORTAL SOULS und Co. war kaum mal Platz für weiblichen Einfluss. Pennys lakonische Stimme, der düstere, punk-bluesige Unterton, so ein gewisser RADIO BIRDMAN-Twang kontextualisieren sie eindeutig, dazu kommt ein Gespür für Melodien einerseits und dunkle Dramatik andererseits — wundervoll, wie sich etwa „Ride on, cowboy“ aufbaut. Der eindeutige Hit der Platte ist freilich der Opener „Voodoo girl“ – woher und warum glaube ich das zu kennen? Grandios!
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