Chemnitz ist seit den tagelangen
rechtsextremen Ausschreitungen im August 2018 vermutlich die unbeliebteste Stadt in Deutschland. Zumindest für alle Leute, die beim Namen Höcke nicht strammstehen.
Die Stadt in Sachsen ist der Schauplatz des Debütromans von Paula Irmschler. Die Protagonistin heißt Gisela, stammt aus Dresden und ist zum Studieren nach Chemnitz gezogen. Mit der Stadt verbindet sie eine ausgeprägte Hassliebe.
Sie schließt Freundschaften, macht erste WG-Erfahrungen und ausgiebige Sauftouren, besucht Demos gegen rechts und gründet ihre erste Band SUPERBUSEN, bevor sie nach Berlin geht. Es geht um Probleme, die Frauen so haben, um die Kraft der Freundschaft und die Magie der Musik.
Natürlich sind überall Nazis, besorgte Bürger und jede Menge Verlierer. Es geht darum, wie es Leuten geht, die Ostdeutschland verlassen, und denen, die trotz aller Probleme bleiben. Paula Irmschler zieht in ihrem Buch die Ossis nicht durch den Kakao, vielmehr vermittelt sie zwischen den Zeilen, wie die Menschen in den neuen Bundesländern so ticken.
Warum sie sind, wie sie sind. Präzise und witzig. Das soll natürlich keine Entschuldigung sein, sondern eher eine Erklärung. Der Lebenslauf von Gisela ist der Biografie von Paula Irmschler ziemlich ähnlich.
Sie war freie Autorin für Jungle World, Missy Magazine oder Musikexpress. Aktuell ist sie als Redakteurin bei der Satire-Zeitschrift Titanic fest angestellt. Nach all den Benjamin von Stuckrad-Barres, Sven Regeners und Heinz Strunks ist „Superbusen“ endlich mal ein witziger Roman aus weiblicher Sicht.
Für alle, denen die Bücher von Charlotte Roche oder Sarah Kuttner zu platt sind.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #149 April/Mai 2020 und