PATHFINDER - FÄHRTE DES KRIEGERS

Mit seinem Remake von THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE hatte der deutsche Videoclip-Regisseur Marcus Nispel eigentlich eine ganz gute Figur gemacht, bei PATHFINDER fielen die Reaktionen insgesamt weniger positiv aus.

Übrigens auch wieder ein Remake, und zwar von einem 1987 entstandenen norwegischen Film namens OFELAS, der hierzulande ebenfalls unter dem Titel PATHFINDER bei Kinowelt erschien. Nispel bastelte daraus seine Version eines brutalen Erwachsenen-Comics, die deutlich im Fahrwasser von 300 oder APOCALYPTO schwimmt, CONAN ist hier auch nicht weit, und mit ihren düsteren blau-grauen Bildern wie eine zum Leben erwachte Illustration von Frank Frazetta wirkt.

Sowieso das Beeindruckendste an Nispels Film, der einem inhaltlich eine wenig originelle Story über einen Wikingerjungen anbietet, der als einziger Überlebender einer Invasionswelle fieser Wikinger von Indianern aufgezogen wird, um dann 15 Jahre später diese gegen die nächste Welle Wikinger zu verteidigen, die Nordamerika überrollen wollen – und das einige Jährchen vor Columbus.

Die grauen Gehirnzellen können sich hier getrost aufs Ohr hauen, wobei PATHFINDER als rein funktionale Fantasy-Action gar nicht so übel ist, da hat man schon viel schlechteres gesehen. Zumindest sieht der Film wirklich atemberaubend aus und Nispels Wikinger sind richtig unangenehme Zeitgenossen, denen man tatsächlich erst mal erklären muss, was Angst zu haben eigentlich bedeutet, um mal kurz an den großartigen frühen Asterix-Band „Asterix und die Normannen“ zu erinnern.

Auch wenn er aus seinem Clash zweier mythenbeladener Urvölker nichts allzu tiefschürfendes herausholen kann, langweilig wird es bei dieser Abfolge flotter Actionszenen nicht, da nervte 300 mit seiner Überlänge und der aufgeplusterten, dusseligen Alibistory fast schon mehr.

Auf DVD erscheint der Film erweitert um einige Handlungsszenen und jede Menge Computerblut, was den Gewaltgrad etwas steigern soll. Ein Film, den man sicherlich getrost vergessen könnte, wäre da nicht Daniel Pearls exzellente Kamerarbeit – der amüsanterweise mit dem Original TEXAS CHAINSAW MASSACRE seinen Einstand gab –, und auch der Neuseeländer Karl Urban in der Titelrolle ist durchaus ein unkonventioneller Sympathieträger, den ich vor allem wegen THE IRREFUTABLE TRUTH ABOUT DEMONS mag.

Nispels nächstes Projekt heißt übrigens ALICE, jetzt darf gelacht werden, eine weitere „Alice in Wonderland“-Adaption mit Sarah Michelle Gellar, die mit 30 eventuell etwas zu alt für diese Rolle sein könnte.