P2 - SCHREIE IM PARKHAUS

Nach HAUTE TENSION von 2003 hatte ich den Franzosen Alexandre Aja noch als hoffnungsvollen Genre-Regisseur auf dem Schirm, der sich für meinen Geschmack dann aber zu schnell von Hollywood hat einkaufen lassen, denn sein Remake von THE HILLS HAVE EYES war zwar brutal, aber irgendwie vollkommen überflüssig.

Und sein aktueller Film MIRRORS ist das Remake des eh schon mäßigen koreanischen Films INTO THE MIRRORS, was will man da schon großartig erwarten? Zwischendurch leistete er noch Starthilfe beim Debüt von Franck Khalfoun, der in HAUTE TENSION mitgespielt hatte, und war am Drehbuch von dessen P2 beteiligt.

P2 ist ganz sicher keine Neuerfindung des Genres und bedient sich einer fast schon unverschämt billigen Story, in der es darum geht, wie eine Geschäftsfrau nach Büroschluss in einem Parkhaus von einem Psychopathen terrorisiert wird.

P2 schlachtet dabei die paranoiden Ängste moderner Großstadtmenschen aus: Bürogebäude, aus denen es kein Entkommen gibt, Autos und Handys, die den Dienst verweigern und scheinbar freundliche und hilfsbereite Mitmenschen, die sich als durchgeknallte Killer entpuppen.

Mit so einem bekommt es Rachel Nichols als Angela zu tun - trotz einiger Filmrollen eher als Model bekannt und von Maxim 2003 unter die "100 Sexiest Women" gewählt -, der mit dem durchaus widerstandsfähigen Opfer in einer Tiefgarage ein diabolisches Spielchen treibt.

Übermäßig Gore gibt es dabei nicht, dafür überzeugt P2 aber durch eine angenehme Gnadenlosigkeit im Umgang mit den Charakteren. Wie auch die anderen Filme von Aja ist P2 stimmig und stylish inszeniert und ist fast mehr klassischer Psycho-Thriller der 70er Jahre als aktuelle Folter-Schlachtplatte.

Das macht ihn trotz seines inhaltlichen Sparkonzeptes erstaunlich unterhaltsam, ähnlich wie etwa Wes Cravens ebenso effektiven RED EYE oder CELLULAR von David R. Ellis. Besonders anspruchsvoll ist das alles sicher nicht, aber man hat in letzter Zeit schon bedeutend schlechtere Genre-Filme gesehen, zumal P2 insgesamt deutlich realistischer beziehungsweise logischer wirkt und seine begrenzte Location gut nutzt.

Und eine gewisse Schwarzhumorigkeit kann man ihm ebenfalls nicht absprechen, wenn der Killer sich mit den Worten "How could you kill a defenseless animal?!" bei seinem Opfer beschwert, das kurz zuvor seinen Wachhund getötet hatte.

Darüber hinaus kann Rachel Nichols in P2 mit dem schönsten Dekolleté punkten, das ich in letzter Zeit in einem Film gesehen habe - selten war Todesangst so sexy wie hier. Die ungeschnittene DVD von Kinowelt besitzt einen Audiokommentar von Alexandre Aja, Franck Khalfoun und Gregory Levasseur und die üblichen überschaubaren Hintergrund-Features zum Film.