Eine Prog-Band aus China, die von Devin Townsend produziert wurde? Genau das, was wir gebraucht haben. Erfrischend neu klingt das, was OU auf ihrem neuen Album präsentieren. Inmitten vertrackter Prog-Rhythmen findet sich der ätherische Gesang („Frailty“) und überzeugt mit einem Devin Townsend-Feature auf voller Linie („Purge“). Tatsächlich klingt vieles, was auf diesem Album passiert, nach Townsend – auch bedingt durch die gewisse Portion Verrücktheit im durchweg modernen Sound von OU. „Spirit broken“ hingegen zeigt sich als ruhiger Song, indem die atmosphärischen Vocals gänzlich zum Tragen kommen und zwischenzeitlich vergessen lassen, dass man auch ohne Textverständnis von der Stimme der Sängerin verzaubert wird und den Geschichten der Band folgt. Das gilt auch für „Reborn“, das fast gänzlich von den Vocals getragen wird. Am Ende ist „II: Frailty“, das zweite Album der Band, ein stellenweise träumerisches, forderndes und abgedrehtes Album, das mit einem Track wie „Capture & elongate (Serenity)“ auch chinesischen Off-Pop enthält, der am Ende die Frage aufkommen lässt, warum man nicht früher über OU gestolpert ist. Das, was dieses Album bietet, ist ganz anders als alles, was man aus der Prog-Welt kennt, und dies zeigt, dass es auch 2024 noch möglich ist, Musik zu machen, die etwas Neues auf den Tisch bringt.
© by Fuze - Ausgabe #106 Juni/Juli 2024 und Rodney Fuchs