Bereits 2006 entstand mit OSS 117: LE CAIRE NID D’ESPIONS, der bei uns den überaus witzigen Titel OSS 117 – DER SPION, DER SICH LIEBTE trug, eine recht grenzwertige Agenten-Parodie. Die wollte mich allerdings nicht so recht überzeugen, vor allem in der deutschen Synchronfassung von Oliver Kalkofe nicht.
Im französischen Original konnte man durchaus dem dummdreisten Charme von Hauptdarsteller Jean Dujardin erliegen, dessen Palette an frauenfeindlichen und rassistischen Vorurteilen nur schwer zu toppen war.
Ein schmierig grinsender Steinzeit-Macho mit gruseligem Weltbild, der sich für vollkommen unwiderstehlich hielt – dagegen war ein Austin Powers völlig chancenlos. Aber über Dujardins darstellerisches Talent hinaus war der Film irgendwie schwach – da halfen auch die Nazis nichts.
In Frankreich war er allerdings ein so großer Erfolg, dass drei Jahre später OSS 117: RIO NE REPOND PLUS entstand (auch hier ist der deutsche Titel wieder ein echter Brüller). Was soll ich sagen, diesmal hat mich Dujardin offenbar weichgekocht, aber vielleicht ist RIO NE REPOND PLUS auch einfach der bessere Film, wobei sich am grundsätzlichen Rezept nichts geändert hat.
Dujardin spielt den änderungsresistenten Superagenten OSS 117 aka Hubert Bonisseur de La Bath (Oder sollte man besser Supertrottel sagen?), der nach Rio de Janeiro geschickt wird, um von einem Professor von Zimmel für 50.000 Schweizer Franken einen Mikrofilm mit einer Liste französischer Nazi-Kollaborateure zu kaufen.
Die Nazis sind auch hier wieder sehr präsent, neben chinesischen Agenten, die sich an OSS 117 rächen wollen. Der Mossad darf dabei natürlich auch nicht fehlen, was Hubert Bonisseur de La Bath reichlich Gelegenheit gibt, noch einige herrliche antisemitische Statements von sich geben, um auch ja kein Fettnäpfchen bei seiner speziellen, vollkommen fehlgeleiteten Form der Kommunikation auszulassen.
Die beste aller Agentenparodien darf man hier dennoch nicht erwarten. Aber wenn man sich dagegen etwa solche Katastrophen wie JOHNNY ENGLISH oder GET SMART anschaut, besitzt RIO NE REPOND PLUS einen sympathisch subversiven und bisweilen extrem absurden Witz, der über die Laufzeit von gut 100 Minuten bestens unterhält.
Wobei ich auch hier ganz klar die Originaltonspur Herrn Kalkofe vorziehe, in der Hoffnung, dass die deutschen Untertitel nicht völliger Unsinn sind. Und mit einer wirklich legendär bescheuerten Szene kann RIO NE REPOND PLUS auf jeden Fall aufwarten, in der OSS 117 versucht, ein komplettes Krokodil auf einem Spieß über einem Lagerfeuer zu garen – muss man gesehen haben.
Generell wird OSS 117 ja immer als James Bond-Parodie bezeichnet, was man durchaus so sehen kann, allerdings nicht ganz korrekt ist. Denn genau genommen ist Hubert Bonisseur de la Bath eine Erfindung des französischen Schriftstellers Jean Bruce, der bereits 1949 die erste Geschichte schrieb, während Ian Fleming mit seinem James Bond erst gut zwei Jahre später dran war.
Und auch der erste, noch ernst gemeinte OSS 117-Film entstand 1956, also sechs Jahre vor dem ersten echten Bond-Streifen DR. NO. Und so richtig französisch ist die Figur des Hubert Bonisseur de la Bath eigentlich auch nicht, denn der OSS (Office of Strategic Services) war in Wirklichkeit der Geheimdienst der Vereinigten Staaten während des 2.
Weltkriegs und damit der Vorläufer des CIA – so viel zum Realismus von Agenten-Geschichten dieser Zeit.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #91 August/September 2010 und Thomas Kerpen