Becky Lees Arizona One-Woman Blues ist fesselnd, um diese Feststellung kommt man nicht herum. Dabei enthalten ihre ersten Aufnahmen überhaupt noch zahlreiche Schnitzer: mal hinkt die Stompbox im Takt hinterher, dann werden Licks schludrig eingespielt und ständig wartet man darauf, dass die Songs endlich aus dem Arsch kommen.
Vieles mag man darauf schieben, dass sie gerade mal zwei Monate vor diesen Recordings die Gitarre erstmalig in die Hand nahm; zu einem großen Teil macht dieser wenig perfektionistische Ansatz jedoch ihren Sound aus.
Ihre ausgemergelten Songgerüste lassen in ihrer Primitivität jedem einzelnen Akkord, jeder Textzeile, jedem Klirren des Schellenkranzes Raum und Zeit, um ihre Wirkung zu entfalten. Und während andere Bands sich in dieser Monotonie verlieren würden, hangelt sich Becky Lee mit ihrer eindringlichen Stimme gekonnt von einem verdrogten Downer zum nächsten, baut hier und dort aufhorchenswerte Melodie-Twists ein und lebt dabei nicht zuletzt von ihren originellen Texten.
Eine gute Platte mit überzeugen Songs, die – wie sonst im Genre üblich – nicht wie am Reißbrett konstruiert erscheinen; da sollte man sich von musikalisch-technischen Unzulänglichkeiten nicht täuschen lassen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #111 Dezember 2013/Januar 2014 und Matti Bildt