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LINHAY

On How To Disappear

Kiels Hausmarke ist in der Regel räudiger, kaputter Punk. Umso schöner, dass LINHAY eindrucksvoll belegen, dass es auch anders geht. Seit 2016 machen die vier gemeinsame Sache. Mit „On How To Disappear“ liegt nun das Debüt auf Albumlänge vor. Darauf enthalten: zehn Mal wohltuende Schwermut, die die Melodieseligkeit des goldenen Emo-Zeitalters der Neunziger atmet. LINHAY als reine Epigonen abzutun, wäre aber etwas einfach gedacht, denn auf „On How To Disappear“ lassen sich mindestens noch Indie und Shoegaze als Referenzpunkte ausmachen. Allzu gängige Songmuster werden dabei ziemlich gekonnt aufgelöst: „Uneasy“ startet beinahe „klassisch“ flott, um in der zweiten Hälfte herrlich dramatisch auf halbem Tempo zuzulaufen. „Poem“ wiederum wickelt einen zunächst mit Streichern und Dreampoppigkeit um den Finger, um dann schrammelig auszubrechen. Titelgetreu fügen sich Klavier und Gitarren zurückgenommen im kurzen „Shy“ dem Inhalt. Am schönsten bringen LINHAY diese Dynamik vermutlich in „2412“ auf den Punkt. Den Rest erledigt die Produktion. Die Gitarren sind zurückhaltend, der Gesang erhält ordentlich Hall (selbst das Gebrüll in „Interlude“ muss sich dem fügen), alles klingt luftig und passt damit zu den bittersüßen Texten von Sänger Jörn Borowski. Ein sehr schönes Album.