Es wäre sicherlich gewagt zu behaupten, der großartige Schauspieler David Niven, die Personifizierung des britischen Gentlemans, wäre der beste Bond-Darsteller aller Zeiten gewesen. Genauso gewagt ist die Behauptung, Niven sei der beste Dracula-Darsteller aller Zeiten. Nicht von der Hand zu weisen ist aber, dass Niven beiden Rollen seinen Stempel aufdrücken konnte. Das gilt sowohl für die Bond-Parodie „Casino Royale“ von 1967, als auch für „Old Dracula“ von Clive Donner („Was gibt’s Neues, Pussy?“), eine Parodie auf das Vampir-Genre, angeregt durch den Erfolg von Mel Brooks’ im selben Jahr entstandenen „Frankenstein Junior“. In Deutschland erschien „Old Dracula“ nur auf Video unter seinem eigentlichen Originaltitel „Vampira“, inzwischen gibt es auch eine hinsichtlich Ton und Bild sehr schlechte DVD. In den Staaten erschien er kürzlich auf Blu-ray, codefree, mit englischen Untertiteln und in exzellenter Qualität. Als Bonus gibt es ein Interview mit Kameramann Anthony Richmond („Wenn die Gondeln Trauer tragen“). Wahrscheinlich gibt es treffsicherere Parodien und Komödien, aber dennoch besitzt Nivens Verkörperung des bekannten Blutsaugers viel Charme. Der Film bedient sich dabei auch ein wenig bei „Dracula jagt Minimädchen“ von 1972, in dem Dracula sein Unwesen im London des Jahres 1972 treibt, und den damals populären Blaxploitation-Filmen. In „Old Dracula“ benötigt Graf Dracula frisches Blut, um seine große Liebe Vampira wieder zum Leben zu erwecken und veranstaltet deswegen Besichtigungstouren durch sein Schloss in Transsylvanien. Bei einem Playboy-Fotoshooting wird er schließlich fündig, doch die Blutspende hat unvorhergesehene Auswirkungen auf das Äußere der wiedererweckten Vampira, und Dracula muss deshalb nach London reisen, um das Ganze wieder rückgängig zu machen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #152 Oktober/November 2020 und Thomas Kerpen