Karl Bartos war von 1975 bis 1990 Mitglied der legendären deutschen Elektronikpioniere KRAFTWERK und damit also an deren wegweisenden Platten beteiligt. Während der Arbeiten an „The Mix“ verließ Bartos die Band, zu einem Zeitpunkt, als sich abzeichnete, dass KRAFTWERK in Zukunft nur noch den eigenen Legendenstatus recyceln würden.
Insofern ist es eher dämlich, Bartos zum Wasserholer von Florian Schneider und Ralf Hütter degradieren zu wollen, zumal er auch danach noch weiter musikalisch aktiv war. 2003 erschien sein letztes Album „Communication“, bei dem Achtziger-Jahre-Elektropop mit offensichtlichen KRAFTWERK-Zitaten verschmolz.
Das trifft auch zehn Jahre später auf „Off The Record“ zu, für das sich Bartos offenbar konkret bei Soundideen bediente, die noch aus KRAFTWERK-Zeiten stammten. Insofern ist das typische Roboter-Image seines Profils auf dem Cover mehr als nur der etwas platte Verweis auf die eigene glorreiche Vergangenheit.
Die Relevanz von „Off The Record“ mag diskussionswürdig sein – ähnlich wie die von KRAFTWERK in den letzten Jahren –, aber erhalten blieb hier in jedem Fall der charakteristische rhythmische, emotional unterkühlte, aber immer sehr melodische Synthiesound der Düsseldorfer, den Bartos mal mehr, mal weniger gelungen in zeitgemäßere Popmusik übersetzen konnte.
Und das definitiv niveauvoller als irgendwelche Retro-Kasper der letzten Jahre, ohne dass man das Endergebnis tatsächlich sensationell nennen könnte.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #107 April/Mai 2013 und Thomas Kerpen
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