Live-Platten sind ja immer so eine Sache, die wenigsten sind wirklich gut oder besitzen wenigstens einen musikhistorischen Wert und dienen vor allem dazu, die Fanscharen bei Laune zu halten. Ganz im Sinne ihrer großen Vorbilder KING CRIMSON waren bei den britischen Neo-Progrockern PORCUPINE TREE Live-Platten aber immer gleichberechtigte Dokumente der musikalischen Entwicklung der Band, die Konzerte konsequent als Möglichkeit nutzte, ihr Material zu verändern und ihm neue Facetten hinzuzufügen.
Insofern ist „Octane Twisted“ das bereits elfte Live-Album der Band, neben einer hervorragenden Live-DVD, beschränkt sich allerdings auf Disc 1 mit der kompletten Wiedergabe des eher schwächeren letzten Albums „The Incident“, das hier deutlich spannender klingt als die Studioversion.
Dafür entschädigt dann die tolle zweite Disc mit älterem Material, wie dem unbekannteren Singletrack „Stars die“, „Hatesong“ und „Russia on ice“ vom 2000er-Album „Lightbulb Sun“, oder dem hymnischen „Even less“ von „Stupid Dream“, bei denen die Briten um Sänger/Gitarrist Steven Wilson anschaulich unter Beweis stellen können, warum sie gerade live eine der derzeit besten Prog-Bands sind, die eben immer mehr war als nur eine beliebige Alternative-Rock-Combo, die sich mit langen, vertrackten Instrumentalpassagen schmückt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #69 Dezember 2006/Januar 2007 und Thomas Kerpen
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