Hinter OCRILIM - der Name ist auf dem Cover in schöner Metal-Tradition kaum entzifferbar - steckt ein gewisser Mick Barr, der in Projekten wie LOHARGH WENDED, CROM-TECH, QUIX*O*TIC und OCTIS aktiv ist und inzwischen wohl auch bei den FLYING LUTTENBACHERS eingestiegen ist.
Also offenbar niemand, der in musikalischer Hinsicht große Kompromisse eingeht, was ganz besonders für das zweite Album von OCRILIM gilt, wo man eine Packung Kopfschmerztabletten griffbereit haben sollte.
In Zeiten, da Metal plötzlich wieder eine gesteigerte Aufmerksamkeit gilt, erlaubt sich Barr eine recht eigenwillige Interpretation des Genres, indem er mehrere Spuren von an den Nerven zerrenden Gitarrensoli übereinander legt, auf Schlagzeug verzichtet er dabei, was quasi das genaue Gegenteil der meditativen Doom-Loops von SUNN O))) zu sein scheint.
OCRILIM verfolgen eine kakophonische, aggressive und hypernervöse Noise-Strategie und John Zorn ist da oft nicht weit. Seltsamerweise glaubt man irgendwann, bei den sieben unbetitelten Stücken von "Annwn" richtige Strukturen und fast schon richtig eingängige Melodien heraushören zu können.
Auch wenn man diese Platte nicht allzu oft durchhören kann, muss man Barrs Gitarrenexzess auf jeden Fall eine Form künstlerischer Größe und unirdischer Schönheit bescheinigen - "The beauty and the beast" in Personalunion -, denn "Annwn" ist eine beeindruckend intensive Erfahrung, für die man allerdings Nerven wie Drahtseile besitzen muss.
(8)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #77 April/Mai 2008 und Thomas Kerpen