Mich überrascht es immer wieder, was mir alles für spannende Bands „durchgehen“. HANTERHIR etwa, die sich 2007 gründeten, 2010 ein erstes Minialbum veröffentlichten, dem 2011 das Debüt „Agapus“ folgte, dann erst wieder 2018 ein Release, „The Saving Of Cadan“ via Easy Action, 2019 das Album „Songs We Learnt In Cornish“ und nun „Nyns Eus Denvydth Bys Trest“, das neue Album, dessen Titel zu entschlüsseln der Titel des Vorgängers hilft. Genau, die Sprache ist Cornish, neben dem Walisischen eine weitere ältere Sprache in UK, bei deren Verständnis einen Englischkenntnisse kein Stück weiterbringen. Aus diesem Kontext stammt dann auch der Bandname selbst. HANTERHIR leben im südwestlichsten Zipfel des Landes, in Redruth, Cornwall, singen mal auf Englisch, mal auf Cornish, und musikalisch ist das ein ungewohnt frei schwimmender Mix aus vertrauten Sounds: Post-Punk à la ECHO AND THE BUNNYMEN, folkigen Klängen, die mich an THE WATERBOYS erinnern, aber wohl auf traditioneller Musik aus Cornwall aufbauen, oder MADRUGADA, eine gute Ladung schönen Pathos’ inklusive. „There Is No One To Trust“ lautet die englische Übersetzung des Titels, man darf der Band aber sehr wohl trauen, dass sie ausgesprochen atmosphärische Musik macht, die mich auch an die gerade durchstartenden BLACK COUNTRY, NEW ROAD erinnert und die neben den üblichen Instrumenten mit Saxophon, Flöte und Synthies arbeiten, ohne dass das jedoch zu hippiesk wirken würde. Eine spannende Neuentdeckung – ausweislich der noch recht überschaubaren Zahl der Facebook-Fans kann man die Band wohl noch als Geheimtipp bezeichnen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #162 Juni/Juli 2022 und Joachim Hiller