Das Konzept kennen wir doch: Alte Klassiker, woher auch immer, stilfremd neu einzuspielen und dann mal zu schauen, was übrig bleibt. Funktioniert bei guten Songs tadellos, denn ein gutes Lied ist und bleibt ein gutes Lied, bis wieder eine Staffel von "Superstars" anläuft und es bei einem Themenabend für alle Zeiten vernichtet wird.
Aber solange es Bands wie BLACK VELVET FLAG, NUTLEY BRASS oder eben diese hier gibt, die sich an die Originale mit dem gebührenden Respekt heranwagen, macht es Spaß, einen viel zu oft gehörten Hit von früher einmal in einem ganz anderen Licht sehen zu können.
Der Erstling beschränkte sich weitgehend auf Bossa Nova-Versionen und sagte mir überhaupt nicht zu, zumal diese musikalische Verarbeitung absehbar und auf Dauer ziemlich unspannend ist. Diesmal variieren NOUVELLE VAGUE verschiedene Stilrichtungen, von Lounge-Bar-Jazz bis hin zu leichtem Swing.
Musik für Fahrstühle oder den Tanzunterricht (Rumba, Walzer und Cha Cha Cha habe ich mit meinen rudimentären Tanzstundenkenntnissen erkannt), mit der diesmal die großen Hits von BAUHAUS ("Bela Lugosi's dead" - grandios!), den CRAMPS ("Human fly"), GRAUZONE ("Eisbär" natürlich, aber da gibt es bessere Hommagen), die BUZZCOCKS ("Ever fallen in love"), NEW ORDER ("Blue monday"), VISAGE ("Fade to grey"), BLONDIE ("Heart of glass") und viele andere neu bearbeitet werden.
Das französische Duo hat sich bei der Auswahl offensichtlich etwas gedacht und nicht nur große Songs herausgegriffen, um sie mal kurz durch die Mangel zu drehen. Das beweisen unter anderem die fundierten Linernotes, die auf jeden einzelnen Song (bis auf "Eisbär") eingehen und erklären, welche besonderen Merkmale des Stücks explizit hervorgehoben werden sollten.
Ein schöner Spaß, zumal man solche Platten auch bei Gelegenheiten auflegen kann, bei denen die Eltern zu Besuch sind, oder um Freunde zu irritieren, die die ganze Nacht nicht richtig schlafen können, weil sie den einen oder anderen Song "irgendwo doch schon mal gehört haben".
New Wave-Klassiker in neuem Gewand, eine andere Form von Retro-Musik, aber warum nicht? Wer die Originale nicht kennt, der sollte sich erst einmal auf dem Flohmarkt mit den nötigen Rohstoffen eindecken, sonst ist der Spaß nur ein halber! (08/10)
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