Wäre ich nicht durch Punk zu einem säuerlichen Rebello-Kid vergoren, hätte ich meine Jugend wahrscheinlich an die Italo-Disco verschwendet. Vorbilder gab es in dieser Hinsicht leider keine, außerdem erschien das alles recht oberflächlich bis doof und in die Discos wäre ich allein vom Aussehen her nicht reingekommen. Eine gar herzliche Hommage an das Genre, mit dem die Giorgio Moroders und Den Harrows dieser Welt recht erfolgreich waren, liefern nun LEGOBASHER aus Dortmund ab. Hier herrschen die flächigen Synthiesounds, die naiv dahin getuschten Melodien, die digitalen Handclaps und der simple, aber flotte Disco-Beat. Was nicht herrscht, ist Gesang, denn den gibt es auf diesem Album gar nicht. Das macht die Sache noch gefälliger, muss man sich doch nicht mit sinnfreien Bagger-Lyrics wie bei den Vorbildern aus den Achtzigern rumärgern. DIY und somit etwas Punk steckt in dieser Veröffentlichung auch drin, ist diese CD doch auf 100 Exemplare limitiert und erscheint auf einem absoluten Winzlabel. Niemand kann also sagen, dass hier seelenloser Plastik-Pop zum Geldverdienen produziert wurde. Das hier ist durchaus seelenvoller Plastik-Pop für Nostalgie-Verwandte wie deine große Schwester und viel Geld lässt sich damit wohl nicht verdienen. Darauf erst einmal die Jacke mit den Schulterpolstern angezogen, ein Spaghetti-Eis bestellt und das Fotoalbum vom letzten Familienurlaub am Gardasee 1985 rausgekramt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #172 Februar/März 2024 und Gary Flanell