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NOJ

Waxing Moon

Cold-Post-Punk, der einen neun Songs lang immer wieder aufs Neue vor das Rätsel stellt, an was verdammt noch mal einen das erinnert. Vorausgesetzt natürlich, man ist alt genug und hat für den Sound einen entsprechenden Background, der einmal mehr fast ausnahmslos in den Achtzigern zu finden ist, aber eben entstaubt, auf das Wesentliche reduziert, modernisiert und perfektioniert ins Jetzt übertragen wurde. Ich für meinen Teil höre KILLING JOKE, frühe RED LORRY YELLOW LORRY, early KRUPPS, VIRGIN PRUNES, NIN („Pretty Hate Machine“-Phase), MARCH VIOLETS, VIRGIN PRUNES und einige mehr heraus. Sie alle dienen aber nur als Rahmen für das, was NOJ daraus kreieren, denn die Summe ist mehr als ihre Einzelteile. Nihilistischer, eiskalter Post-Punk mit Maschinensoundanteil, einem verächtlich distanzierten Gesang und einer erstaunlichen Bandbreite. „Dream deicide“ regiert problemlos auf jeder schwarzen Tanzfläche, während der Titeltrack sich langsam in die Hirnwindungen fräst. Nach dem ersten Durchlauf stellt sich erneut die Frage, was denn da gerade in Berlin los ist, bei derart vielen hochkarätigen Releases in diesem weiten Genre, um dann festzustellen, dass Bandinzucht durchaus eine feine Sache ist, wenn daraus große neue Dinge wie ebendiese entstehen. Hier wurde mal eben ein künftiger Klassiker auf die Menschheit losgelassen, einfach so.