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NOCTE OBDUCTA

Karwoche – Die Sonne der Toten pulsiert

Schon komisch, wenn gestandene deutsche Schwarzmetaller (1999 erschien das erste Album „Lethe – Gottverreckte Finsternis“) die in allen christlichen Konfessionen wichtigste Trauerwoche des Kirchenjahrs, wo in besonderer Weise dem Leiden, Sterben und der Auferstehung Christi gedacht wird, als Titel für ein neues Album nebst Song verwenden. Na ja, Tod, Trauer und Friedhof gehen ja thematisch immer und der morbide Text des Songs wirkt auch nicht gerade wie eine Sympathiekundgebung für christliche Traditionen. NOCTE OBDUCTA (auf Deutsch: „unter dem Schleier der Nacht“) hatten mich schon mit ihrem letzten Album „Irrlicht“ von 2020 begeistern können, das Black Metal mit ungewöhnlichen stilistischen Brüchen versah, zwischen Prog, Gothic und Melodic Metal, und dessen ungeschliffener Sound auch eine gewisse Nähe zu klassischem (Deutsch-)Punk aufwies. Zwar sind NOCTE OBDUCTA hier nicht so radikal wie die ähnlich lang existierenden ENDSTILLE unterwegs und gönnen sich auch mal entspanntere Momente, aber auch hier findet eine extreme und rohe Verdichtung von Sound statt, die für großmögliche Intensität und Authentizität sorgt. NOCTE OBDUCTA klingen noch nach echtem Metal-Underground, haben aber mehr drauf als eindimensionales nihilistisches Geknüppel, was sie jedoch ebenfalls sehr gut beherrschen. Aber es sind dann eben doch die atmosphärischen und melodischen Zwischentöne, die „Karwoche – Die Sonne der Toten pulsiert“ wieder so überzeugend machen.