Man traut sich manchmal als Plattenkritiker selbst nicht mehr: Nicht dass ich mich selbst als "Kritiker" bezeichnen würde (das klingt so schrecklich nach Hochkultur und Feuilleton-Deppen), aber auf das Wort "kritisch" kommt es mir an: Man ist sich und seinem Empfinden gegenüber manchmal schon beinahe zu kritisch, und so bin ich mir noch nicht so ganz sicher, ob hier alles mit rechten Dingen zugeht, wenn die Londoner mir so gut gefallen, oder ob es so ist wie mit den Geschmacksverstärkern in Chips: Einmal zu futtern angefangen, kann man nicht mehr aufhören, und nur die böse Chemie steckt dahinter.
Wo also ist hier das Natriumglutamat versteckt, was macht "No Love Lost" so gefällig, so mitreißend, zu einem solchen Klopper, dass man fußwippend den elf Tracks lauscht und unweigerlich gute Laune bekommt? Ach, mir doch egal, ich hol' mir noch ein Bier, futter' noch eine Packung Chips leer und lass' das RIFLES-Debüt nochmal durchlaufen.
Ich mag RADIO 4, ich mag die EDITORS, THE SMITHS und THE CURE sowieso, und wer wie das fleißige RIFLES-Bienchen an all diese Blüten genascht hat, schreibt dann im Idealfall auch selbst so wunderhübsche Indiepop-Songs.
Ob die RIFLES "the next big thing" sind? Vielleicht, vielleicht auch nicht, auf jeden Fall haben sie meine Platte für den Sommer 2006 gemacht. (35:53) (08/10)
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