RIFLES

No Love Lost

Neun Jahre? Sind wirklich neun Jahre vergangen, seit ich diese Sätze schrieb? „Man traut sich manchmal als Plattenkritiker selbst nicht mehr: Man ist sich und seinem Empfinden gegenüber manchmal schon beinahe zu kritisch, und so bin ich mir noch nicht so ganz sicher, ob hier alles mit rechten Dingen zugeht, wenn die Londoner mir so gut gefallen, oder ob es so ist wie mit den Geschmacksverstärkern in Chips: Einmal zu futtern angefangen, kann man nicht mehr aufhören, und nur die böse Chemie steckt dahinter.

Wo also ist hier das Natriumglutamat versteckt, was macht ,No Love Lost‘ so gefällig, so mitreißend, zu einem solchen Klopper, dass man fußwippend den elf Tracks lauscht und unweigerlich gute Laune bekommt? [...] Ich mag RADIO 4, ich mag die EDITORS, THE SMITHS und THE CURE sowieso, und wer wie das fleißige RIFLES-Bienchen an all diese Blüten genascht hat, schreibt dann im Idealfall auch selbst so wunderhübsche Indiepop-Songs.

Ob die RIFLES ,the next big thing‘ sind? Vielleicht, vielleicht auch nicht, auf jeden Fall haben sie meine Platte für den Sommer 2006 gemacht.“ Mit jedem weiteren Album freilich wurden die RIFLES etwas schwächer, gleichzeitig erfolgreicher, was bedeutet, dass dieser alte britische Pop-Einfluss à la THE JAM, der für meine Begeisterung bezüglich des Debüts sorgte, bei der Masse der Musikfans auch in seiner glatteren, verwässerteren Form gut ankam.

Egal, „Great Escape“ (2009) und „Freedom Run“ (2011) waren auch noch solide, erst mit „None The Wiser“ (2014) wurden THE RIFLES irrelevant. Wer das Debüt seinerzeit verpasst hat oder es zwar hat, aber unbedingt noch zwei weiteres CDs mit Demo-Tracks, Bonus-Songs und Live-Nummern braucht, sollte sich diesen Jubiläums-Release zulegen – das mit dem „10th Anniversary Reissue“ bezieht sich, etwas schräg, auf den Release der ersten Single „Peace & Quiet“ 2005.