NIGHTMARE DETECTIVE

Nachdem man schon dachte, Shinya Tsukamoto – der „cyberpunk bad boy of Japanese movies“, wie ihn Mark Schilling genannt hat – wäre nach VITAL endgültig im Kunstfilm-Lager gelandet, hat er mit dem gänzlich unironischen NIGHTMARE DETECTIVE neben HIRUKO THE GOBLIN seinen bisher kommerziellsten Film gedreht, der ebenfalls auf der aktuellen Geisterwelle reitet.

Hinzu kommt die Wahl der Hauptdarstellerin, bei der es sich um eine junge Dame namens Hitomi handelt, eine japanische Sängerin in ihrer ersten Rolle, die allerdings etwas unbeholfen durch die Szenerie stöckelt und der man die Polizistin nicht abkauft – ansonsten ist die Frau ein echter Hingucker.

Tsukamoto lässt es sich mal wieder nicht nehmen, in seinem eigenen Film mitzuspielen, den titelgebenden Traumdetektiv spielt aber der androgyne Ryuhei Matsuda, ein im aktuellen Japan-Kino gerade sehr präsenter Darsteller.

Der soll aufgrund seiner besonderen Fähigkeiten der Polizei bei einigen mysteriösen Selbstmorden helfen, die offenbar etwas mit den Träumen der Toten zu tun hatten. Man muss hier unweigerlich an NIGHTMARE ON ELM STREET denken, zumal der Traumdetektiv sich auch tatsächlich in die Traumwelten der Betroffenen begibt, wobei der eigentliche Täter doch wieder in der Realität zu suchen ist.

Ein postmoderner Mischmasch, den Tsukamoto hier anrührt, gepaart mit klassischer Mystery-Literatur à la Edogawa Rampo, wo man letztendlich nie genau weiß, was man von dem Ganzen halten soll.

Auf jeden Fall erlahmt die Aufmerksamkeit des Zuschauers nie, denn NIGHTMARE DETECTIVE wartet mit erstaunlich viel Gore, abseitiger Lynch-Atmosphäre und den von Tsukamoto gewohnten wilden Kamera-Kapriolen auf.

Was auch den anfänglichen Eindruck eines reinen Kommerzfilms wieder abmildert, denn das Gezeigte ist teilweise so düster und verstörend, dass es ein Mainstream-Publikum eher mal verschrecken dürfte.

Ein wirklich plausibler und rundum zufriedenstellender Film ist NIGHTMARE DETECTIVE dennoch nicht, denn so richtig bekommt Tsukamoto das Thema nicht in den Griff, und wie so oft beim ihm liegt der Reiz mehr auf der visuellen Ebene.

Und ob man davon auch noch eine, bereits für 2008 angekündigte Fortsetzung braucht, ist wirklich fraglich. Von der deutschen Synchro muss man leider abraten, ein echter Atmosphäre-Killer, aber die gerade erschienene DVD enthält ja auch die japanische Originaltonspur.