UND DIE ESELIN SAH DEN ENGEL

Nick Cave

Für Nick Cave war und ist die Musik eigentlich immer zu wenig. Ursprünglich wollte er in die Kunst, malen, zeichnen, und stolperte dann doch eher zufällig in eine Band, um später in den mittleren Achtziger Jahren als Literat der Dunkelkammer wie ein Phoenix aus der Asche aufzuerstehen.

Das klassische Grundmotiv „Bileam und die Eselin“ stammt – und in dieser Zeit hat Nick Cave die Bibel (eher deren Sprache) zu seinem Lebenselixier gemacht – aus dem 4. Buch Mose, es hat bereits Rembrandt zu einem Gemälde inspirierte und wurde später von der britischen Goth-Formation BALAAM & THE ANGEL aufgegriffen.

Die Geschichte des Romans, die des Mörders und Selbstmörders Euchrid Eucrow, einem Produkt mehrerer Generationen von Inzucht und Alkoholmissbrauch, der in einer von Zuckerrohranbau und einer bigotten Sekte beherrschten Stadt in den Südstaaten aufwächst, ist da eher sekundär: es geht um die Sprache, Metaphern und das Modellieren mit den schweren Sprachbildern in Anlehnung an die Bibel – ab und an recht schwülstig und dick aufgetragen.

Immerhin sind dieser Bibelaffinität mit die besten Songs von Nick Cave zu verdanken wie beispielsweise „The mercy seat“. In einem sind sich der Protagonist des Romans und Nick Cave ähnlich: beide flüchten sich in Wahnvorstellungen und kreieren ihre jeweils eigenen Welten der Dunkelheit und Paranoia.

Es sind die starken Bilder von Verzweiflung, Verdammnis und Tod, die das Buch prägen. Und wer das Buch von Nick Cave bis heute nicht gelesen hat, der kann der simplen Lehre der Bibelerzählung „Bileam und die Eselin“ folgen, die da lautet: Kehre um zu Gott (und lies den Roman) und Nick Cave wird dir die Absolution erteilen.