Während andere Künstler nicht davor zurückschrecken, jeden noch so bedeutungslosen Furz der Öffentlichkeit auf einem Tonträger zugänglich zu machen, hat es der Neil Young-Fan nicht leicht, denn schon seit über 20 Jahren wartet der darauf, dass der Herr endlich mal seine Archive öffnet, wie er es schon länger angekündigt hatte.
Ein erster Schritt ist mit "Live At The Fillmore East" getan, eine Live-Aufnahme aus dem legendären Fillmore East Theater in New York, wo Young zusammen mit der Ur-Besetzung von CRAZY HORSE auftrat, mit dabei noch Danny Whitten (der zwei Jahre später an einer Überdosis Heroin sterben sollte), ebenso wie Pianist Jack Nitzsche.
Eine Platte allerdings, die der Hardcore-Fan nicht ganz unkritisch sehen dürfte, denn sie zeigt nur einen Teil des ursprünglichen, auch als Bootleg kursierenden Auftritts, da Young zuerst nur alleine akustisch auftrat und im zweiten Teil dann CRAZY HORSE folgten, wie man das auch von anderen seiner Live-Aufnahmen kennt.
Dieser elektrische Teil ist bis auf "Cinnamon Girl" dann aber nahezu vollständig enthalten und vor allem in traumhafter Qualität auf Platte gebannt, weshalb Young sich wohl auch dazu entschied "Cinnamon Girl" wegzulassen, da es da kein gutes Ausgangsmaterial mehr gab.
Dafür gibt es fantastisch klingende Aufnahmen von Young-Klassikern wie "Everybody knows this is nowhere", "Down by the river", "Come on baby let's go downtown" und "Cowgirl in the sand" in einer mitreißenden 16-minütigen Version, plus zwei seltenere Tracks in Form von "Winterlong", der nie auf einer regulären Studioplatte enthalten war, und "Wonderin'", der erst viele Jahre später auf Youngs verpeilter Rockabilly-Platte "Everbody's Rockin'" auftauchte, hier allerdings viel, viel besser ist.
Insofern hat sich das Warten auf diese tolle Aufnahme sicherlich gelohnt, die an sich die Höchstwertung verdient hätte, wenn es sich um den kompletten damaligen Auftritt gehandelt hätte, der allerdings auch in dieser Form Neil Young von seiner eindrucksvollsten Seite präsentiert.
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #53 Dezember 2003/Januar/Februar 2004 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #69 Dezember 2006/Januar 2007 und Thomas Kerpen