Die Synthese, Nedelle gelingt sie in jeder Note von "The Locksmith Cometh" und mehr als je zuvor. Immer noch spärlich instrumentiert, mit Unterstützung von Chris Cohen (THE CURTAINS) und Jamie Stewart (XIU XIU) eingespielt, manövriert sie trotz all der ihr innewohnenden Fragilität zielsicher durch die vielschichtigen Songs.
Manchmal vorsichtig tapsend, manchmal ungestüm beherzt. Was eben noch beschwipst fröhlich aus den Boxen floss, gerinnt innerhalb weniger Momente zu einem bittersüß-melancholischen Strom. Nedelle lotet nicht nur Antagonismen aus, sondern versucht, wie gesagt, die Synthese und kreiert ungewohnte, manchmal verstörende, meist aber nur - und dies trotz der Verschrobenheit - wundersam eingängige Songs.
Unter dem getragenen Refrain von "I hate a mountain" blubbert und sprotzt ein herrliches Cello. Das dezent beschwingte "Your fiancé" schließt an das melancholische "Poor little city boy" an.
Die Synthese findet somit nicht gleich in jedem Song statt, erlebt zwar dort seine Glanzpunkte, reizt aber mit einem Blickwinkel auf das Gesamtwerk. In diesem spielt Folk mittlerweile keine Rolle mehr, mit Anti-Folk ist Nedelle erst recht nicht beizukommen.
Doch wie singt Nedelle? "Oh no, don't let me know what comes next! Oh no, let me make up the rest!" Okay, geben wir ihr die Gelegenheit dazu, während die Klarinette des Songs "The locksmith cometh" noch durch den Raum dröhnt.
(31:31) (8)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #60 Juni/Juli 2005 und Simon Brüggemann
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #73 August/September 2007 und Simon Brüggemann