Meine Plattenspielernadel ist nicht mehr die Beste. Aber das Kratzige, Zischelnde der abgenutzten Nadel half, mich bei Hören der NEBRASKA-Seite dieser famosen Split-EP deutlich in der Zeit zurückversetzt zu fühlen.
Bereits der Opener „Carousel“ erinnert mich an die ersten Emocore-Alben, die ich irgendwann Mitte der Neunziger hörte. Der Gesang geht fast unter der Wucht der Musik verloren, kreischt sich aber dann doch darüber hinweg.
„Lower light“ fängt abgehangen an und wird dann jäh von einem wütenden Ausbruch erschüttert. Eine leichte AT THE DRIVE-IN-Schlagseite merkt man NEBRASKA dabei an, gefällt! Beim Abspielen der B-Seite dann die Erkenntnis: Das war gar nicht mein Plattenspieler – das war so hervorragend rauh abgemischt! Wie NEBRASKA kommen auch DIPLOMAT aus Adelaide.
Beide Bands sind schon länger aktiv, wobei es bei DIPLOMAT wohl eine Kreativpause von zehn Jahren gab ... Und die gehen es etwas klarer, transparenter im Sound an. Hat „Minarets“ zu Beginn noch eine leichte shoegazige Note, wird die zweite Hälfte deutlich krawalliger und tendiert Richtung Post-Hardcore.
„Geisha“ hat eine grungige Grundnote, womit wir dann auch wieder um zwanzig Jahre zurückversetzt wären. „We were just faking“ beschließt die EP mit breitbeinigen Alternative Rock, ohne dass es peinlich wird.
DIPLOMAT lehnen sich stilistisch damit etwas weiter aus dem Fenster, sind dabei zugänglicher als NEBRASKA. Die Mischung aus beiden Bands macht’s aber wie so häufig letztlich aus.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #132 Juni/Juli 2017 und Michael Schramm