Wenn Mitglieder aus recht „populären“ Bands neue Bands gründen, ist es beinahe unausweichlich, dass sich die Zusatzinformation noch in jedwede Kurzbeschreibung schleicht. Das ist ein Stück weit in Ordnung, aber was passiert, wenn das unentwegt strategische Namedropping nur zeigt, wie groß die zu bewältigenden Fußstapfen sind.
So weit, so schlecht. Mit „The Ghost We Will Become“ ist NATIONS AFIRE prinzipiell ein ziemlich charmanter Wurf gelungen. Die südkalifornische Sonne schimmert permanent durch, textlich hebt das Quartett den sozialkritischen Fingerzeig und die Songs schöpfen aus einer Klangfarbe zwischen neueren IGNITE und RISE AGAINST (aha!), stehen jedoch mit einem entschlossenen Bein im Stadion(-Rock).
Letzteres teils bedingt durch die effektive Blasting Room Studio-Produktion. Genau das hat zufolge, dass NATIONS AFIRE es verpassen, ihren Songs genug Raum für Authentizität zu geben. Denn die Produktion wirkt eine gute Portion zu plastisch und klar.
Natürlich kann man nach zwei Hördurchgängen die Single „I am an army“ ohne Mühe mitgrölen, aber bei gefühlter zehnfacher Ausführung des Refrains bleibt einem da auch nicht viel übrig. Die zwölf Songs wirken einfach zu sehr nach Schema F arrangiert, so dass ein balladeskes Akustikstück im zweiten Teil wie gerufen kommt – da hilft dann auch kein pathetischer Titel wie „Even the blackest heart still beats“.
NATIONS AFIRE werden ohne Frage ihre Freunde finden, aber authentische Liedermache geht anders.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #104 Oktober/November 2012 und Alex Schlage
© by Fuze - Ausgabe #69 April/Mai 2018 und Dennis Müller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #137 April/Mai 2018 und Sebastian Wahle