SEPULTURA

Nation

SEPULTURA, du Blüte meiner Jugend. Ach, was hab ich die vier Herren aus Sao Paolo früher vergöttert. Und dann trennen die sich einfach. Ex-Frontmann Max, der aufgrund dieses Zwistes mit Schlagzeuger und Bruder Igor angeblich noch nicht mal mehr mit seiner Mutter telefoniert, grunzt ja bekanntlich seit zwei Alben ins Mikro von SOULFLY.

Und SEPULTURA liefern jetzt mit "Nation" auch das zweite Album der Post-Max-Ära. Während ich das erste Werk "Against" mit dem neuen Shouter Derrick Greene noch mit einem konservativen Bannstrahl belegte, da ich mir SEPULTURA mit neuem Sänger nicht vorstellen wollte, habe ich mich jetzt schweren Herzens auf dieses zweite Werk eingelassen.

Und siehe da: keine schlechte Entscheidung. Der Opener "Sepulnation" fängt ungefähr da an, wo SEPULTURA in ihren "Chaos.A.D."- Zeiten aufgehört haben und ich habe mich erst mal gefragt, ob ich denn die Reunion verpasst habe.

Denn wenn nicht im Songbook etwas anderes stehen würde, könnte man glatt denken, hier würde immer noch Max singen. Derrick Greenes Gesang bedient sich so ziemlich der gleichen Gesangsfarbe und unterscheidet sich erst nach mehrmaligen Hören von seinem Vorgänger.

Neue Töne erklingen jedoch, wenn einer der diversen Gastmusiker ins Geschehen eingreift. So ist das nur 57 Sekunden lange "Human cause", das Derrick Greene abwechseln mit HATEBREED-Sänger Steve Evetts ins Mikro brüllt, eindeutig eine Abkehr vom schleppenden Metal hin zum treibenden Hardcore.

"Politricks" hingegen lebt von der unverkennlichen Stimme von Jello Biaffra und ist eine eindrucksvolle Synthese von Metal-Gitarren und Punk-Elementen. Gleichfalls interessant ist der Einbau von Dr.

Israels Reggae-Gesang in das wuchtige "Tribe to a nation". Insgesamt ist "Nation" ein eindeutiges SEPULTURA-Werk, neuer Sänger hin oder her. Und eben die erwähnten Gastmusiker bringen die Abwechslung mit, die gerade wegen diesem unverkennbaren Sound nötig ist.

Trotzdem macht auch dieses Album nicht meine musikgeschmackliche Evolution der letzten Jahre rückgängig, meine alten Metal-Shirts bleiben unten im Schrank.