Sechs Alben hat der ehemalige EMPEROR-Frontmann Vegard Sverre Tveitan aka Ihsahn seit 2006 veröffentlicht. War man von seiner Band symphonischen, ausladenden Black Metal gewohnt, der die Grenzen des Genres in seiner Anfangszeit maßgeblich mitgeprägt hatte, so verfolgt Tveitan bei seinem Solowerk mit der Zeit zunehmend experimentelleren Pfaden. Natürlich blitzt die Black-Metal-Herkunft auch auf „Ámr“ hin und wieder auf („One less enemy“), das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf abwechslungsreichen, progressiven Tracks wie „Arcana imperii“ oder „Where you are lost and I belong“. Eine wirkliche Neuerung ist verglichen mit seinem letzten Soloalbum „Arktis“ somit nicht festzustellen. War „Arktis“ durch Kälte und Eindringlichkeit geprägt, scheint „Ámr“ der dunkle Gegenpol zu sein, eine schwarzer Sog, der den Hörer in den Bann zieht. Dabei enthält der dunkle Schlund beim genaueren Hinsehen durchaus Farben, ist abwechslungsreich, quasi-unendlich in seiner Stilistik und doch mit einem atmosphärischen roten Faden versehen. Mit „Ámr“ schafft es Ihsahn so erneut spielend zu überzeugen. So handelt es sich beim siebten Studioalbum des Norwegers um ein wahrhaft progressives Werk, das Ihsahns Kosmos um ein weiteres Puzzleteil erweitert.
© by Fuze - Ausgabe #70 Juni/Juli 2018 und Manuel Stein