MONTE HELLMAN - JACK NICHOLSON - WESTERN EDITION

Der Kultstatus des inzwischen 79-jährigen amerikanischen Regisseurs Monte Hellman basiert höchstwahrscheinlich weniger auf der generellen Qualität seiner Filme, sondern auf dem Kontext, in dem diese entstanden.

Zumal Hellman eine besondere Verbindung zu Quentin Tarantino besitzt, denn er finanzierte dessen Regiedebüt RESERVOIR DOGS von 1992. Insofern dürfte es nicht verwundern, dass Mr T. voll des Lobes über Hellman ist.

Deshalb ziert diese DVD, wie auch bereits die von Hellmans Film TWO-LANE BLACKTOP – der auch absolut zu Recht Kultstatus genießt –, der Ausspruch Tarantinos: „Wenn es jemals ein Filmregisseur verdient hätte, wiederentdeckt zu werden, dann wäre das Monte Hellman.“ Was marketingtechnisch sicherlich nicht unklug ist, denn wer außer einigen nerdigen Cineasten kennt schon noch Hellman, der allerdings kürzlich mit ROAD TO NOWHERE einen neuen Film drehte.

Seine ersten Erfahrungen im Filmgeschäft machte Hellman, wie viele seiner Kollegen in den Sechzigern, bei Roger Corman als Cutter, Regie-Assistent und dann auch als Regisseur, etwa bei THE TERROR, an dem neben Hellman auch noch Jack Hill und Francis Ford Coppola als Regisseure beteiligt waren.

In diesem Zusammenhang lernte Hellman den noch unbekannten Jack Nicholson kennen, mit dem er, neben den beiden billigen 1964 entstandenen Kriegsfilmen BACK DOOR TO HELL und FLIGHT TO FURY, dann seine beiden „existentialistischen“ Western RIDE IN THE WHIRLWIND (1965) und THE SHOOTING (1966) drehte.

In beiden spielt Nicholson eine der Hauptrollen und schrieb und produzierte auch RIDE IN THE WHIRLWIND. Neben Nicholson tauchen in beiden Filmen allerdings noch andere bekannte Gesichter auf, wie der großartige Warren Oates und Harry Dean Stanton, neben B-Film-Ikone Cameron Mitchell.

Beide Filme wurden hintereinander gedreht, offenbar eine Auflage von Produzent Roger Corman, der das auch schon oft genug bei seinen eigenen Filmen praktiziert hatte, um Geld zu sparen, da man so auf die gleichen Locations und Kulissen zurückgreifen konnte.

Aber auch inhaltlich ähneln sich beide Filme, denn es geht jeweils um eine moralisch fragwürdige Menschenjagd, erzählt aus unterschiedlicher Perspektive, einmal der der Jäger in THE SHOOTING und der Gejagten in RIDE IN THE WHIRLWIND.

Auch wenn beide Filme ganz klar als Western zu kategorisieren sind, werden Freunde klassischer amerikanischer Breitwand-Pferdeopern nicht allzu viel Freude mit Hellmans spröde inszenierten, wortkargen Independent-Werken haben, die man allerdings noch nicht mal als spannungsarm bezeichnen kann, denn gerade in RIDE IN THE WHIRLWIND gibt es jede Menge Shootouts.

Darin gehört Nicholson zu einem Cowboy-Trio, das unwissentlich die Nacht im Unterschlupf einer Diebesbande verbringt, und am nächsten Morgen von einem Lynchmob umzingelt ist, der Jagd auf die Gesetzlosen macht und die drei Cowboys mit diesen in einen Topf wirft.

Nur zwei können lebend davonkommen und werden gnadenlos von den so genannten Vertretern des Gesetzes gejagt. Pate scheint hier William A. Wellmans RITT ZUM OX-BOW von 1943 gestanden zu haben, denn Hellman geht es ebenfalls um den Respekt vor dem Recht und Ehrfurcht vor dem Menschenleben, die hier mit Füßen getreten werden.

In THE SHOOTING lebt Nicholson in Gestalt eines Killers seine psychopathische Ader gekonnt aus, der einen Mann jagt, der im im betrunkenen Zustand einen Vater und dessen kleines Kind zu Tode geritten hatte.

Zu der Jagdgesellschaft gehören noch die Witwe und der Bruder das vermeintlichen Mörders. Ein dramaturgisch schön aufgebautes „morality play“, allerdings mit einem etwas abrupten, verwirrenden Schluss versehen.

Zwei nach wie vor faszinierende, ungewöhnliche Vertreter des Western-Genres, deren minimalistische Machart und ihr deprimierender Grundton nicht jedermanns Geschmack treffen dürften, aber die gut veranschaulichen, wo der Kultstatus dieses Regisseurs herrührt.

Bild und der Ton gehen bei beiden Filmen auf jeden Fall in Ordnung, und eine deutsche Tonspur hat man auch für beide auftreiben können, die hierzulande schon mal auf VHS veröffentlicht wurden.