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MONDO REVERSO

Le Gouëfflec & Bertail

Die dem Comicband „Mondo Reverso“ zugrundeliegende Idee ist eigentlich eine spannende: Man nimmt das männlichste aller Genres – den Western – und verdreht die Rollenklischees der Geschlechter. Während die Frauen die harten Heldinnen und Desperadas darstellen, welche Colt schwingend auf Kopfgeldjagd gehen und nach einem harten Tag im Saloon Whiskey saufen, werden die Männer in Kleider gesteckt und häkeln Spitzendeckchen oder arbeiten in den Bordellen.

Durch diese komplette Verdrehung wird die Absurdität der Rollenbilder und der Unterscheidung zwischen dem „starken“ und „schwachen“ Geschlecht deutlich herausgearbeitet. Eigentlich eine sehr spannenden Basis für eine kritische Betrachtung von Rollenklischees.

Der Haken an der Sache ist leider, dass die eigentliche Geschichte, die in „Mondo Reverso“ erzählt wird, sich an diesem einen Twist aufhängt und ihn bis zuletzt ausreizt. Es scheint, als sie dies nur Mittel zum Zweck, um dann am Ende eine eher oberflächliche Story zu erzählen, die der Welt von „Mondo Reverso“ nicht wirklich gerecht wird.

Dass man auch heute noch spannende Wild-West-Geschichten erzählen kann, beweisen Filme wie „True Grit“ oder sogar Videospiele wie „Red Dead Redemption“. „Mondo Reverso“ hingegen bietet eine klassische „Gutes Cowgirl gegen böses Cowgirl“-Handlung, deren einziges Alleinstellungsmerkmal die vertauschten Geschlechterrollen sind.

Da wäre es um Längen spannender gewesen, einer guten Erzählung zu folgen, die in einem alternativen Universum spielt, als einen Groschenroman zu lesen, der einen zugegebenermaßen interessanten Ansatz vorweist, aber diesen nicht zu nutzen weiß.