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VON GIR ZU MOEBIUS

Moebius

„Giraud, das ist der Rimbaud des Comics!“, zitiert sich Jijé in seinem ursprünglich 1980 verfassten Vorwort selbst. Ein Stück weit hat er da schon recht. Zwar war Giraud nie Söldner in der holländischen Kolonialarmee auf Java oder handelte mit Kaffee und Pelzen im Jemen, war aber angeblich immerhin von 1979 bis Mitte der 80er Teil einer aliengläubigen Sektengemeinschaft auf Tahiti. Und folgt in seinen späteren Werken, wie zeitweise von Rimbaud gefordert, ganz den Ausschweifungen der eigenen (grasvernebelten) Fantasie, womit sich der Autor nicht ganz uneigennützig selbst zum Mysterium macht. Moebius tut dies allerdings ganz im Gegensatz zu Rimbaud mit gezielt gestreuten selbstironischen Brechungen. Wer Jean Giraud also unter dem Pseudonym Moebius kennt, wird seine Zeichnungen in die Kategorie ohne Zögern in die Schublade avantgardistische Science Fiction einsortieren. Bevor Giraud sich aber gänzlich dem Fantastischen hingab, tobte er sich zu Beginn seiner Karriere zunächst in den damals (50er bis 70er) populären Wildwestcomics aus. Sicherlich in erster Linie, um sein täglich Brot zu verdienen, vielleicht aber auch, weil er nach einem längeren Aufenthalt in Mexiko während seiner Kindheit fasziniert von Wüstenlandschaften und Prärie war. Wie die hier versammelten Geschichten aus den Jahren 1956 bis 1979 zeigen, verändert er sich im Laufe der Jahre stilistisch deutlich: Während seine ersten Zeichnungen unter eigenem Namen noch deutlich an Jijé angelehnt sind, zeichnet er unter dem Pseudonym Gir schon deutlich sparsamer, bricht Panels auf und erhöht die Textdichte merklich. Claude Ecken sorgt mit seinem Nachwort in Form einer kompakten Giraud-Biografie für einen runden Abschluss des Sammelbands.