Was für eine Bombe ... Eigentlich hatte ich den Jürgen schon lange abgeschrieben, denn die letzten Platten waren mehr als dünn und auch die lebendigen Begegnungen waren mehr als ernüchternd. Da war jemand gefangen in seinem selbstgewählten Leben und muss einfach weitermachen, weil er nix anderes kann.
Das bezeichnen manche als "Kult", andere als arm und peinlich, bei mir war es eine Mischung aus Erinnerungen und Mitleid. Deshalb hab ich auch nicht wirklich viel von dieser Platte erwartet, aber ...
Die vier neuen Songs sind Zeltinger pur und das mit unglaublichem Druck und Konsequenz, das ich die CD gar nicht mehr aus dem Vorderlader nehmen wollte und nur hüpfend durch die Wohnung tobte.
Eben fettester Asi-Rock'n'Roll, direkt von der Straße, mit kraftvollen und herzlichen Lebensweisheiten, die ein Schlag in die Fresse aller Zweifler sind. Klare Ansage! Ein Rundumschlag, der alle Pseudorocker wegfegt und diesen posenden Jungspunden zeigt, wie heftig Kölle rockt.
Die Platte ist direkt in einer Reihe mit "Schleimig" und "Der Chef" stellen, denn da gehört sie hin! Nach soviel Energie hatte ich ein wenig Angst, mir die DVD anzuschauen und ich wusste warum, denn die relativiert wieder alles.
Warum zerstört der Mann die grandiose Stimmung der Platte und sich mit solch langweiligem Dreck? Als Erstes schaute ich mir das Interview an, um meine bekannte euphorische Hochstimmung auszunutzten.
Da, hatte ich gedacht, kann man nicht viel falsch machen, einfach ein Stichwort einwerfen und Onkel Jürgen erzählt, denn schließlich ist er für seine Ausbrüche, Ekstasen und Geschichten bekannt.
Aber ein unfähiger Interviewer, der stotternd vom Zettel abliest, schafft es echt, jeden Ansatz einer Geschichte zu versauen, und fragt an den richtigen Stellen einfach nicht nach. Das nennt man schlechte Vorbereitung oder lass nie einen zitternden und dazu noch strohdummen Fan, der laut eigener Ausage "...
nur ein Konzert komplett bis zum Ende gesehen hat", (alles klar!?) so was machen. Zeltinger und Alex Parche sitzen allerdings auch nur mit verschränkten Armen herum, trinken und sind mehr als gelangweilt oder genießen nur die Verehrung des Interviewers.
Egal, so richtig kriegen es beide Parteien nicht geregelt, ein anständiges und flüssiges Interview zu führen. Chance verspielt. Der Live-Auftritt ist dann das endgültige Fiasko. Obwohl gespickt mit Klassikern, kommt nie so etwas wie Stimmung auf.
Zeltinger wirkt alt und ist so unglaublich fett, dass er nur unbeweglich herumschleicht. Vom rockenden und schwitzenden Tigertanga zur langen Feinrippunterhose ist es ein ständiger und trauriger Weg abwärts.
Musik (9) TV (00)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #68 Oktober/November 2006 und Carsten Vollmer