MISHIMA

Eigenartig, dass dieses komplexe Biopic über eine der kontroversesten Persönlichkeiten der japanischen Kulturlandschaft wie Paul Schraders „Mishima – Ein Leben in vier Kapiteln“, der in Japan mit japanischen Darsteller:innen und einer überwiegend japanischen Crew gedreht wurde, bis heute nicht in seinem Entstehungsland gezeigt wurde. Zu einem, weil Mishimas Familie Schraders Thematisierung der Homoxualität des bedeutenden Schriftstellers, der sich auch als Bühnenautor, Regisseur, Schauspieler, Model und politischer Aktivist betätigte, verhindern wollte, ebenso gab es andere reaktionäre Gruppen, die diese Aneignung japanischen Kulturguts durch einen Nicht-Japaner ablehnte. Bereits 1974 hatte Schrader bei Sydney Pollacks Thriller „Yakuza“, für den er zusammen mit seinem auch an „Mishima“ beteiligten Bruder Leonard das Drehbuch schrieb, sein Interesse für die Kultur Japans gezeigt. Hierzulande lief „Mishima“ sogar im Kino und wurde dann auf Video veröffentlicht, allerdings nur in japanischer Sprache mit deutschen Untertiteln. Bei Rapid Eye Movies erschien dieses visuell beeindruckende Biopic (mit einem tollen Soundtrack von Philip Glass) jetzt in guter Qualität auf Blu-ray, allerdings handelt es sich um keine gepresste Disc, sondern nur um eine BD-R. Auch hinsichtlich der Ausstattung kann diese Edition nicht mit der schon 2008 erschienenen amerikanischen Veröffentlichung von Criterion mithalten. Sehenswert ist Schraders Film in jedem Fall, der Szenen aus Mishimas Leben und seinen Büchern miteinander verbindet, um dessen ungewöhnlichen Lebensweg nachzuzeichnen, bis hin zu seinem bizarren Putschversuch im Jahr 1970, mit dem Ziel, die Verfassung Japans abzuschaffen und die Macht des japanischen Kaisers zu restaurieren, nach dessen Scheitern er rituellen Selbstmord beging.