WIR HATTEN JA NÜSCHT IM OSTEN ... NICH’ MA SPASS!

Mikis Wesensbitter

Etienne Francois prägte auf die DDR bezogen den Begriff der „Diktatur ohne Volk“. In diesem Tagebuch, das fast im Stenogrammstil mit derbem Humor, nervig vulgärer Sprache, aber wenig Tiefe gezimmert wurde, verhält es sich ähnlich.

Die brutale Banalität des DDR-Alltags erschreckt und verwirrt. „Richtige Diktatoren leben in fetten Villen mit Elfenbeinwasserhähnen und 300.000 Paar Schuhe. Und nicht in einer Spießerkolonie mit Gummistiefelsammlung“, weist Wesensbitter indirekt auf den sich durch das Gebilde DDR ziehenden Provinzialismus hin.

Das drückt sich auch in Begriffen und Namen aus, die in Köln oder Freiburg nicht jedem geläufig sind. Krack (Bürgermeister von Ostberlin) oder die NSI kennt nicht jeder. Infantil wütend gestalten sich die Eingaben, die er an DDR-Obere unter falschen Namen absendet.

Beigelegt ist eine CD mit zwei Songs der Dresdener Band KALTFRONT, einem von C.C.C.C und einem vom Autor gelesenen Text. Woher kommt das alles, Bukowski war doch niemals in Ostberlin ...