MIKE PATTON / JEAN-CLAUDE VANNIER

Corpse Flower

Im Fall von FAITH NO MORE-Sänger und Ipecac-Betreiber Mike Patton heißt es in der Regel: Expect the unexpected! Wird Patton dadurch berechenbarer? Wohl nicht. Letztens präsentierte er sich als Sänger von DEAD CROSS und praktizierte dort aggressiven Hochgeschwindigkeits-Hardcore.

Für seine neueste Veröffentlichung tat er sich mit dem französischen Komponisten Jean-Claude Vannier zusammen, der seit Ende der Sechziger Jahre in der Pop- und Filmmusik Frankreichs aktiv ist und mit Jane Birkin, Serge Gainsbourg, France Gall oder Johnny Hallyday zusammengearbeitet hatte.

Offenbar dauerte es nach einem ersten Treffen von Patton und Vannier noch sechs Jahre, bis „Corpse Flower“ endlich Gestalt annahm. Das Ergebnis dieser in Los Angeles und Paris umgesetzten Zusammenarbeit ist selbst für Patton-Verhältnisse eine recht schizophrene Angelegenheit und versucht, unterschiedlichste Genres unter einen Hut zu bringen.

Am ehesten lässt sich das mit Pattons Aneignung von schmalzigem Italo-Pop der Sechziger auf „Mondo Cane“ von 2010 vergleichen. Pattons Faible für die europäische Filmmusik der Sechziger und Siebziger ist hier gut spürbar, daneben gibt es Ausflüge in Jazz- und Bluesrock, und auch der klassische französische, leicht sleazig angehauchte Chanson kommt zu seinem Recht.

„Corpse Flower“ ist in großen Teilen gelungener Ausdruck von Pattons brillantem musikalischen Wahnwitz und der kompositorischen Klasse von Vannier, um ein wirklich homogenes Album handelt es sich dabei nicht, was gleichzeitig Stärke und Schwäche dieser Best-Of-artigen Kollaboration ist.