Biografien über die Mitglieder der ROLLING STONES gibt es wie Sand am Meer, endlich ist nun mal jemand auf die Idee gekommen, ein Buch über den Schlagzeuger zu schreiben ... Spaß beiseite, Charlie Watts ist ein Vollblutmusiker, weit ab vom rabaukenhaften Charme, der dieser Spezies gerne nachgesagt wird.
Mike Edison, Ex-Herausgeber des Kiffer-Zentralorgans High Times und selbst Drummer, etwa bei den Crypt-Bands RAUNCH HANDS und PLEASURE FUCKERS, hat Watts’ Wirken, seinen Stil und seine legendäre Coolness akribisch auseinandergenommen, Einflüsse präzise beschrieben und wirft aus der Warte eines Die-hard-Fans ein grelles Spotlight auf den Mann, der beinahe sechzig Jahre lang sein Geld damit verdiente, das wackelnde Hinterteil von seiner Majestät, Queen Mick Jagger betrachten zu müssen.
Oft bezieht Edison dabei eine bilderstürmerische Position, wenn er diverse weiße Möchtegern-Blueser wie etwa CREAM oder auch die DOORS hemmungslos basht. Zudem bemüht er völlig ohne Not den allzu oft zitierten BEATLES-versus-ROLLING STONES-Vergleich – dass die Liverpooler die lieben Bübchen gewesen seien und die Stones die echten und einzigen wirklich hart rockenden Outlaws.
Eine unselige Debatte, so unnütz wie ein Loch im Kopf, Edisons Position verzerrt zudem die Fakten. Trotzdem erfreut das angenehm rotzige, aber mit profundem Wissen angefüllte Bändchen von der ersten bis zur letzten Seite.
Er weiß sehr viel über alle essentiellen Schlagzeuger aus über sechs Jahrzehnten Rockgeschichte, kann Watts und seine Technik genau einordnen und beschreibt mit Leidenschaft, warum die ROLLING STONES ohne Charlie niemals zur größten Rockband aller Zeiten geworden wären.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #149 April/Mai 2020 und