BALTIMORE 1

Mignola, Golden, Stenbeck, Stewart

Fast 600 Seiten – diesen vollfarbigen Hardcover-Wälzer mit Lesebändchen kann man episch nennen, ohne rot zu werden. Versammelt sind hier die vier ersten Bände der Baltimore-Serie, deren Story von Mike Mignola („Hellboy“) und Christopher Golden konstruiert, von Ben Stenbeck meisterhaft gezeichnet und von Dave Stewart ebenso vollendet koloriert wurde.

Bei diesem brutalen, äußerst blutreichen Gemetzel wurde wirklich alles in die Handlung eingebaut, was in den letzten 500 Jahren in Wirklichkeit oder in der Literatur für Angst und Schrecken gesorgt hat: Die Pest, der Erste Weltkrieg, die Inquisition, Hitler, Nazis, Hexen, Teufel, Werwölfe, Mutanten, Zombies, Monster, Dämonen, Vampire, wirklich lückenlos alles.

Gut geklaut ist eben halb gewonnen – Edgar Allan Poe hat übrigens in der Episode „Das Schauspiel“ höchstpersönlich einen Auftritt. Darüber hinaus lässt man die Geschichte 1916 beginnen und schafft so mit Dampfloks, Zeppelinen, Lords, Pickelhauben, Panzer, Maschinengewehren, Haubitzen und allem Drum und Dran einen atmosphärischen Steampunk-Rahmen.

Das mag zunächst absurd klingen, ist es aber eigentlich gar nicht, wenn man der Handlung von Beginn an folgt. Und die entwickelt wirklich ausgesprochen schnell einen Sog, der ein Unterbrechen der Lektüre nahezu unmöglich macht.

Unterfüttert ist das Ganze mit lesenswerten Vor- und Zwischenworten, kommentierten Ausschnitten aus den Skizzenbüchern und einem Interview mit Zeichner Ben Stenbeck. Auch wer mit „Baltimore oder der standhafte Zinnsoldat und der Vampir“ bereits den ersten Teil der Serie besitzt, kann hier bedenkenlos zuschlagen, denn dieser Sammelband bietet einen echten Mehrwert.

Mignola widmet dieses Buch übrigens Hans-Christian Andersen. Noch Fragen?