Foto

L’APPEL DU VIDE

Metro

Endlich eine LP der Chemnitzer nach dem Demo und der 7“, die ihren Soundmix aus Post-Punk, Dunkelwave und Deathrock (so wie er in den frühen Achtzigern an der US-Westküste zelebriert wurde) konsequent weiterführen. So trist ist der Osten, wenn man zweimal von den renovierten Straßen abbiegt und dort aufschlägt, wo sich seit vierzig Jahren und mehr nichts verändert hat. Die Gitarre verliert sich nicht im üblichen Post-Punk-Verhall-Einerlei, sie quietscht, sie dreht und windet sich, während sie sich mit dem Schlagzeug ein Dauerduell um die Führung liefert. Am Ende gehen beide stets gleichzeitig ins Ziel. Überhaupt ist diese Mischung ein seltener Glücksfall, der die Genres nicht typisch bedient, sondern mit einer starken eigenen Duftmarke versieht. Alles sehr stimmig und rund im Gesamtgefüge, jeder der neun Songs eine kleine Perle. Wenn der Vierer mal ins Rollen kommt, nickt man automatisch mit, auch wenn man eigentlich auf die Tastatur beziehungsweise den Bildschirm achten sollte. Anspieltipp: „Verbrennen“. Wenn es dich da nicht packt, bleibt dir immer noch jede Menge anspruchsloser Musik als Alternative. Das Ganze ist herrlich melancholisch, schwarz, düster, trist und wunderbar anzuhören zugleich. Wie gut, wenn man die tägliche Tristesse derart gut verarbeiten kann, um daraus großartige Musik zu machen.