MOST PRECIOUS BLOOD haben in New York gelernt, das hört man. In der "alten Schule" in Brooklyn, zusammen mit Typen, die noch gemeiner aussahen als sie selbst. Doch im Gegensatz zu den eindimensionalen Gesellen aus der letzten Reihe, die dauernd nur prügeln wollten, haben MPB lieber immer gut aufgepasst, auch als über neue Entwicklungen im Hardcore gesprochen wurde.
Doch die wichtigste Lektion wartete täglich in der großen Pause auf die Band, wo sie sich der Dummheit und der Grausamkeit ihrer Mitschüler stellen mussten. Vor allem für den kleingewachsenen Rob muss das wohl die Hölle gewesen sein.
Wie viel Wut und Verbitterung ist eine einzelne Silbe imstande zu tragen? Nur Rob kennt die Antwort und er hat einen Weg gefunden, sich zu wehren: "These words are ammunition / This voice is a gun".
Feuer frei! Religiöse Fanatiker sollten schleunigst Deckung suchen ("Temporary solution to a permanent problem"), Vegetarier können dagegen auf eine kugelsichere Weste verzichten ("Diet for a new America").
Hier ist Hardcore tatsächlich noch mehr als Musik. "Doch dafür ist die Musik nicht mehr als Mittel zum Zweck", könnten Kritiker jetzt unken. Man würde MOST PRECIOUS BLOOD damit Unrecht tun.
Mag ja sein, dass bei diesem Wutanfall von einem Album die Abwechslung manchmal etwas auf der Strecke bleibt. Das beweist doch auch nur, dass einem diese Band nichts vormacht. Natürlich werden diese New Yorker die Welt nicht ändern.
Und vielleicht sollte man der Band genau das wünschen. Denn wie tobt Rob bei "Type a personality" noch mal so schön? "I'm at my best / When things are worst". (41:04) (07/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #63 Dezember 2005/Januar 2006 und Thomas Renz